Ungewohnt muntere SPD : Rotes Ringen ums Überleben
Nicht ohne Überraschungen verlief bisher die Kür der Bundestagskandidaten bei Hamburgs SPD, und weitere sind auf dem Parteitag am Dienstagabend nicht auszuschließen. Am härtesten traf es am Sonnabend die stellvertretende Parteichefin und langjährige Bürgerschaftspräsidentin Dorothee Stapelfeldt: Ihr Kreisverband Eimsbüttel entschied sich mit 58:31 Stimmen deutlich für ihren Konkurrenten Niels Annen als Direktkandidat. Der 32-jährige Ex-Bundesvorsitzende der Jusos sitzt im Vorstand der Bundes-SPD und zählt zu den linken Kritikern an Kanzler Schröder. Kein sicherer Tipp war auch das Ergebnis im Kreis Nord. Am Freitagabend setzte sich Christian Carstensen, Distriktschef von Langenhorn-Süd, parteiintern gegen den leicht favorisierten Nord-Bezirksamtsleiter Mathias Frommann durch. Bereits als Direktkandidaten bestätigt wurden die Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs, Hans-Ulrich Klose, Ortwin Runde und Olaf Scholz (Text und Fotoleiste links).
Im roten Ringen ums politische Überleben könnte es deshalb auf dem Parteitag ungewohnt munter zugehen. Nach dem Dienstalter-Prinzip der SPD steht Klose (seit 1983 im Bundestag) Platz 1 zu, Runde oder Scholz der dritte Rang. Gehaltvollen Gerüchten zufolge aber erwägt Scholz, der sich seines Wahlkreises Altona nicht sicher sein kann, sich mit Klose zu duellieren, keinesfalls aber mit dem in der Partei wohlgelittenen Ex-Bürgermeister Runde. Mit Listenplatz 2 gedenken die Parteistrategen Stapelfeldt zu entschädigen, da dieser Rang nach dem „Chromosomen-Faktor“ – so der gängige Genossen-Jargon – ohnehin einer Frau zusteht. Für den aussichtslosen Rang 4 wird als XX-Alibi die Ex-Präsidentin der HWP, Dorothee Bittscheidt, gehandelt. SMV