piwik no script img

Ungarns Opposition lehnt Verhandlungsangebot ab

Budapest (ap) - Ungarische Oppositionsgruppen haben den Vorschlag der Führung für Gespräche am runden Tisch nach polnischem Vorbild abgelehnt und statt dessen ein erweitertes Verhandlungsangebot gefordert. Vertreter von acht Gruppen verlangten gestern nach einer gemeinsamen Nachsitzung in Budapest zweiseitige Verhandlungen zwischen einer Einheitsfront der Opposition und der Ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei (USAP) sowie eine erweiterte Tagesordnung als die bisher ins Auge gefaßte.

Die ungarische Führung hatte der Opposition Gespräche am runden Tisch vorgeschlagen, um dabei Einzelheiten für die ersten Wahlen nach demokratischem Vorbild zu erarbeiten. Dabei sollte auch das genaue Datum dieser ersten freien Wahlen seit der kommunistischen Machtübernahme 1948 festgelegt werden. Als wahrscheinlicher Termin gilt der Juni 1990. Der Sprecher der Liga der freien Demokraten, Balint Magyar, sagte, die Verhandlungen müßten auch ein neues Gesetz über politische Parteien sowie eine neue Verfassung einschließen. Außerdem seien Wahlrechtsreformen erforderlich. „Wir wollen nicht über konkrete Einzelheiten verhandeln, sondern über die politischen Regeln für das Spiel“, sagte Magyar. György Szabad vom Demokratischen Forum sprach sich für Verhandlungen aus, bei denen die Opposition mit einer Stimme sprechen könne.

Staatliche Medien berichteten gestern, die Opposition habe die kommunistische Führung aufgefordert, innerhalb von 48 Stunden einen neuen Vorschlag vorzulegen. ZK-Sekretär György Fejti zeigte sich in einer ersten Reaktion von der schnellen ablehnenden Antwort der Opposition überrascht. Unterdessen wurde bekannt, daß die neuerliche Beisetzung des ungarischen Ministerpräsidenten Imre Nagy während der Aufstände im Oktober 1956 am 16.Juni vom ungarischen Fernsehen direkt übertragen wird.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen