: Ungarns Kommunisten wollen Sozialismus-Konzept neu definieren
Budapest (dpa) - Die kommunistische Ungarische Sozialistische Arbeiterpartei (USAP) will das Konzept des Sozialismus neu formulieren. Der als Reformer bekannte Staatssekretär im Außenministerium, Gyula Horn, schloß nicht aus, daß die Partei ihren Namen ändern könnte. Wie die amtliche Nachrichtenagentur 'mti‘ am Dienstag meldete, unterstrich Horn auf dem Kongreß der Italienischen Radikalen Partei, der zur Zeit in Budapest tagt, daß die Realisierung der Reformen durch die Zusammensetzung der Kommunistischen Partei erschwert werde. Jedes Bestreben, die Reformen zu verhindern, sei heute in Ungarn als „konterrevolutionäre Handlung zu werten“.
Horn sprach sich für eine Wende auf gesellschaftlichem, politischem und wirtschaftlichem Gebiet aus. Das Fernziel seines Landes sei die gleichzeitige Auflösung des Warschauer Paktes und der Nato. Ungarn hoffe, daß noch in diesem Jahrtausend die Möglichkeit geschaffen werde, daß das Land keinem Militärblock mehr angehören müsse. „Die Epoche der monolithischen Einheit im Bündnissystem der sozialistischen Staaten ist endgültig zu Ende“. Die USAP hatte im Februar der Einführung eines Mehr-Parteien-Systems zugestimmt. Bei den Wahlen 1990 werden erstmals mehrere Parteien zugelassen.
UdSSR-Truppen ziehen ab
Knapp sechs Monate nach Ankündigung der UdSSR, die sowjetischen Truppen und Panzer in Osteuropa bis 1991 zu verringern, sind am Dienstag in Ungarn die ersten Panzereinheiten der UdSSR in Richtung Heimat gerollt. Bis Ende kommenden Jahres will die UdSSR rund 10.000 Soldaten und 450 Panzer aus Ungarn abziehen. Das sei ein Viertel der in Ungarn stationierten Truppen und fast ein Drittel der Panzereinheiten, sagten hohe sowjetische Militärs am Dienstag in Budapest.
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