Umstrittener WDR-Tatort kommt: Roma- und Sinti-Protest folgenlos

Die Tatortfolge "Brandmal" wird ausgestrahlt, obwohl der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma heftig dagegen protestiert. WDR: Der Film bestätigt nicht die Klischees.

Die Kölner Komissare Ballauf und Schenk haben viel Ärger. Bild: wdr/u.stratmann

Es gebe keine Veranlassung, den Film nicht wie vorgesehen am 19.Oktober zu senden, sagte WDR-Fernsehdirektorin Verena Kulenkampff am Donnerstag. "Wir respektieren die Sorgen des Zentralrats der Deutschen Sinti und Roma", betonte sie. Er wende sich regelmäßig zu Recht gegen eine mit negativen Klischees behaftete Darstellung der Roma- und Sinti-Minderheit. Bei der nun in der Kritik stehenden Folge werde mit der Problematik jedoch sehr differenziert umgegangen. Er bestätige gerade nicht die üblichen Klischees, sondern baue Vorurteile in der Tradition der sozialkritischen Kölner Tatorte ab.

Der Zentralrats Deutscher Sinti und Roma forderte, die Folge "Brandmal" aus dem Programm zu streichen. Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrates, will wegen diskriminierender Stereotype die Ausstrahlung der Folge, die laut WDR von Konflikten zwischen Sinti- und Romaflüchtlingen aus dem früheren Jugoslawien mit den einheimischen Kölnern handelt, verhindern: Den Film halte er für gefährlich, da er die negativen Klischees und Stigmata über die Roma und Sinti bestätige. In der Produktion würden Roma als kriminell, grausam und schmutzig dargestellt und für Diskriminierungen solcher Art gebe es nach dem Holocaust und der Nazipropaganda noch immer einen besonders fruchtbaren Boden, so Rose.

Den fertigen Film mit den Kommissaren Ballauf (Klaus J.Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär) hat nach Auskunft eines Sprechers aber bisher niemand aus dem Zentralrat gesehen.

In seiner Empörung vergleicht der Zentralratsvorsitzende den Kölner "Tatort" mit dem umstrittenen Fassbinder-Stück "Die Stadt, der Müll und der Tod" aus den 1980er Jahren, der wegen antisemitischer Stereotypen und aufgrund massiven Protests von jüdischen Organisationen nicht zur Aufführung kam.

Der Ärger um die Ausstrahlung des "Tatort" hatte jedoch bereits im November 2007 begonnen: Damals hatte Rose auf der Grundlage des Drehbuches gegen das WDR-Projekt protestiert und war in einem Gespräch mit dem WDR im Januar 2008 mit seinem Anliegen gescheitert.

Die umstrittene "Tatort"-Folge stammt aus der Feder des Kölner Drehbuchautors Karl-Heinz Käfer, die jedoch auf eine Idee aus Österreich zurückgeht. Professor Rudolf Sarközi, Vorsitzender des Kulturvereins österreichischer Roma, trug seinen Vorschlag dem WDR vor und begleitete schließlich auch die filmische Entstehungsphase von "Brandmal". So kann Sarközi auch die ganze Aufregung nicht verstehen und erklärt, dass dieser "Tatort" gerade eine Anregung für eine nicht allzu schnelle Vorverurteilung sei.

Der gebürtige Autor Käfer hingegen hat schon des öfteren heikle Themen erfolgreich angepackt: In "Bittere Mandeln", einem "Tatort" von 2002 hat er das Thema Sterbehilfe bearbeitet, während im Film "Guter Junge" (2008) die Schwierigkeiten im Umgang mit Pädophilie aufgezeigt wurden. Käfer schrieb auch das Drehbuch zu dem Emmy-preisgekrönten Alzheimer-Drama "Mein Vater" mit Klaus J. Behrendt und Götz George in den Hauptrollen.

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