: US–Hilfe an Pakistan wird fortgesetzt
■ Trotz der Befürchtung, Pakistan baue eine Atombombe, nimmt die USA ihre Wirtschafts– und Militärhilfe für das asiatische Land wieder auf / Islamabads Regierung zeigt sich hocherfreut und will mit der Bombe nichts zu tun haben / 610 Millionen Dollar–Hilfe in diesem Jahr
Washington (afp/taz) - US–Präsident Reagan hat am Freitag dem Kongreß mitgeteilt, er gestatte die Fortsetzung der amerikanischen Hilfe an Pakistan, trotz der Besorgnis Washingtons über die atomare Aufrüstung des Landes. Dabei berief sich Reagan auf eine Bestimmung, die Ausnahmeregelungen für ein 1985 verabschiedetes Gesetz vorsieht, demzufolge Washington sofort jede Hilfe einstellt, sollte ein Land versuchen sich illegal in den USA Material zur Herstellung von Atomwaffen zu beschaffen. Der Sprecher des Außenministeriums, Charles Redman, hatte am Donnerstag die „tiefe Besorgnis“ der USA über die pakistanischen Atompläne zum Ausdruck gebracht. Erst am Donnerstag war eine Kommission des Carnegie– Instituts im Auftrag der Regierung zu dem Schluß gekommen, bis 1991 könne Pakistan könne 15 Atombomben bauen. Trotzdem empfahl sie die Wiederaufnahme der Hilfe. In einem Kommunique teilte das Weiße Haus am Freitag mit, ein Einstellen der Hilfe an Pakistan „laufe den strategischen Interessen der USA zuwider und übe eine destabilisierende Wirkung auf Südasien aus“. Der Kongreß hatte im vergangenen September wegen der Vermutungen, Pakistan baue gegenwärtig an einer Atombombe, die Hilfe für das Land ausgesetzt. Im Dezember hatte er jedoch weitere 480 Millionen Dollar Wirtschafts– und Militärhilfe bewilligt, vor allem weil Pakistan die afghanischen Widerstandskämpfer unterstützt. Die Entscheidung der USA ist in Islamabad mit Erleichterung aufgenommen worden. Reagans Verzicht auf Sanktionen bestätige die wiederholte Versicherung Pakistans, daß es keine Atomwaffen besitze, und strafe die Behauptungen der antipakistanischen Lobby lügen, das Land wolle sich die Bombe beschaffen, hieß es von Regierungsseite. Jetzt sei der Weg frei für eine militärische und wirtschaftiche Beihilfe in Höhe von 610 Mio. Dollar für 1988, dem ersten Jahr eines auf sechs Jahre angelegten Programms.
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