URDRÜS WAHRE KOLUMNE : Schönstes Ferienerlebnis
■ Journalist und Kabarettist, will die Menschheitsgeißel namens Spielsucht hier keinesfalls zur Petitesse kleingeredet haben.
„Und was war dein schönstes Ferienerlebnis?“, fragt mich niemand, und so muss ich ungefragt antworten: Als ich auf der Aussichtsplattform des einst von Stalin der Heldenstadt Warschau geschenkten Kulturpalasts stand und einem Look-alike-Großvater Josefs begegnete, der sich dort mit Ehefrau, Kindern und Kindeskindern zum Verzehr offenbar selbst eingelegter Gurken und Eier niedergelassen hatte und mir davon grinsend anbot, während sich im Hintergrund die neuen Paläste der Banken und Einkaufszentren in den Himmel reckten …
Der halbstaatliche Betrieb von Spielbanken wurde immer damit begründet, dass dadurch zwar ein zerstörerisches Suchtpotenzial geschaffen, aber wenigstens auch im Sinne gemeinnütziger Zwecke abgeschöpft werde. Wenn die niedersächsische Landesregierung jetzt diese Abgaben senkt, bleibt doch die Frage: Warum überlässt man diese Etablissements nicht gleich der Mafia und – im Rahmen der Parteienfinanzierung – den Freien Demokraten?
In der etwas inkonsequenten Fußgängerzone Hannovers offeriert mir eine Frau um die 19 eine neue Kreditkarte: „Mit Ihrer Unterschrift könnten Sie mich richtig glücklich machen – und es kostet doch im Grunde nichts!“ Welcher distinguierte ältere Herr könnte solchem Sirenengesang widerstehen? So zücke ich denn den Kugelschreiber, um mich unter dem Namen Kurt Schwitters einzutragen, jedoch: Hier gilt nicht nur der gute Name – es muss auch der Ausweis vorgelegt werden. Dabei war mir mit Anna-Blume-Allee 68 schon eine gute Adresse eingefallen.
Wenn das grün geführte Bauressort in Bremen jetzt mitten im Überschwemmungsgebiet – unweit der Einsatzzentrale der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger – Wohnbau zulassen will, muss das nicht unbedingt mit grüner Blödigkeit zu tun zu haben: Vielleicht hat auch so ein Bausenator aus dem Viertel-Milieu schon mal gehört, dass man keine Projektoren verärgern soll, die prinzipiell auch bereit sind, Widersacher in Beton zu gießen, gibt mitfühlend zu bedenken ULRICH „Godfather“ REINEKING