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Archiv-Artikel

ULRIKE WELTE, REAKTOR-CHEFIN Mit Krümmel verbunden

Von UG
Ulrike Welte, 55

■ lebt in Hamburg. Bereits seit 1982 arbeitet die Ingenieurin im Atommeiler Krümmel. Foto: Vattenfall

Ihr halbes Leben hat Ulrike Welte mit dem Atomreaktor Krümmel verbracht – von der Inbetriebnahme bis zur Abschaltung vor einem halben Jahr. Im Frühjahr 2010 wird sie die erste Frau an der Spitze eines deutschen Atomkraftwerks sein. Zur gleichen Zeit plant Vattenfall, die nach einem Kurzschluss vom Netz genommene Anlage bei Hamburg wieder hochzufahren.

Dass sie als weibliche Führungskraft im Atomgeschäft mindestens für Erstaunen sorgt, weiß die 55 Jahre alte Ingenieurin, seit sie ihr Interesse für die Kerntechnik entdeckt hat. „Eigentlich wollte ich Luft- und Raumfahrt studieren“, sagt Welte. Doch dann habe sie in den 70er Jahren die Kerntechnologie für sich entdeckt und fand, es sei „eine richtig gute Idee, aus Uran Strom zu erzeugen“. Als eine von zwei Frauen in ihrem Jahrgang studierte sie an der Universität Hannover.

Seit dieser Zeit musste sie sich oft erklären. „Schon während meines Studiums gab es viele Diskussionen in meinem Freundeskreis und in der Familie“, erinnert sich Welte, die im schleswig-holsteinischen Itzehoe geboren wurde.

Umstimmen konnte sie die Anti-Atom-Bewegung nicht. Und auch nicht die Vorurteile in Weltes eigenen Reihen. In den 80er Jahren – zu dieser Zeit arbeitete sie bereits in Krümmel – waren Frauen im Bereich der Kernenergie noch „absolut ungewöhnlich“ und „exotisch“, sagt sie. „Da wurde ich auch mal rasch zum Kaffeekochen geschickt, weil man mich für die Sekretärin hielt.“

Die erste Frau auf dem Chefsessel eines Atommeilers ist also Gegenwind gewohnt. Eine dicke Haut wird sie auch brauchen, wenn Krümmel in wenigen Monaten wieder ans Netz gehen sollte. Derzeit läuft allerdings noch die Zuverlässigkeitsprüfung des schwedischen Betreibers Vattenfall durch die Atomaufsicht in Kiel. Ergebnisse werden nicht vor Beginn des kommenden Jahres erwartet.

Mit ihrem neuen Amt übernimmt Ulrike Welte nicht nur eine große Verantwortung, sondern auch einen schlechten Ruf. Die Angst der Anwohner vor einem erneuten Störfall ist groß. „Ich hoffe, dass ich ihnen die nehmen kann“, sagt Welte. UG