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Archiv-Artikel

UDO LINDENBERG, MUSEUMSMANN Der Panikmacher

Udo Lindenberg, 64

stammt gebürtig aus Gronau und gehört nach 39 Jahren Panik-Orchester zur Hamburger Folklore wie Heidi Kabel. Foto: dpa

Udo Lindenberg sprechen? Weil er gedroht hat, Hamburg zu verlassen und nach Berlin zu ziehen? Nein, das geht nicht. „Udo Lindenberg macht gerade eine Medienpause“, sagt seine PR-Agentin. „Der gibt gerade keine Interviews.“ Hm. Und der Artikel in der Morgenpost mit den Lindenberg-Zitaten? „Davon wissen wir nichts.“

Das könnte daran liegen, dass Lindenbergs PR-Agentur in München sitzt. In der Hamburger Lokalzeitung ist Lindenbergs Medienpause über eine halbe Seite groß: „Udo droht: Ich verlasse Hamburg.“ Warum? „Hamburg ist keine Rockcity mehr“, wird er zitiert. „Der Senat ballert die Millionen in die Elbphilharmonie, aber für Nachwuchsbands, für Musikförderung, Probebühnen, Workshops und Projekte ist kein Geld da.“ Gesagt hat Lindenberg das bei der Einweihung eines Luxushauses eines Lindenberg-Freundes an der Alster.

Meint Lindenberg das ernst? So wie der Hamburger Maler Daniel Richter, der seinen Umzug nach Berlin auch mit Ärger über die Kulturpolitik begründet? Immerhin wird die Premiere von Lindenbergs Musical im Januar in Berlin stattfinden.

Und dann ist da noch die Geschichte mit dem Panikmuseum, das Lindenberg in Hamburg eröffnen will. Das Museum soll Werke von Lindenberg zeigen. Untergebracht werden soll es in der Speicherstadt, dem historischen Teil der Hafencity, in der gerade Wohn- und Büroflächen für die Reicheren der Reichen gebaut werden. Die Kulturbehörde gibt sich „zuversichtlich, dass wir die Idee mit ihm gemeinsam umsetzen können“.

Geht‘s Lindenberg bei seiner Kritik also vielleicht eher um sein Panikmuseum, als um die Nachwuchsförderung? Schwer zu sagen. Lindenberg wird Ende Juli einen Nachwuchskünstler mit seinem „Panikpreis“ unterstützen. Andererseits beliebt der 64-Jährige mittlerweile auf Kreuzfahrten aufzutreten. Und die Post adelt ihn, indem sie seit 1. Juli von Lindenberg gestaltete Briefmarken verkauft.

Lindenberg also in professioneller Unbestimmtheit mit panischem Unterton auf allen Kanälen. Was wohl passiert, wenn er seine Medienpause beendet? Wüssten wir gerne. Aber er ist ja nicht zu sprechen. KLAUS IRLER