■ Die Anderen: „The Observer“ aus London und „Der Standard“ aus Wien schreiben zur Regierungskrise in Bonn:
„The Observer“ aus London schreibt zur Regierungskrise in Bonn: Der Mann, der die politische Diskussion in Deutschland dominiert hat und als einer der besten politischen Redner der Nachkriegszeit gilt, hat sich plötzlich aus dem politischen Leben zurückgezogen. Das wäre schon in Großbritannien oder Amerika schockierend, aber im geordneten Deutschland schlägt es ein wie eine Atombombe. 16 Jahre lang ist das Land von dem beruhigend langweiligen Helmut Kohl regiert worden. In den letzten fünf Monaten hätte der Kontrast nicht größer sein können. Die neue Koalition aus Sozialdemokraten und Grünen ist vollauf mit persönlicher Rivalität, ideologischen Differenzen und politischem Hickhack beschäftigt.
„Der Standard“ aus Wien schreibt: Man darf den Jubel der Wirtschaft nicht überschätzen. Lafontaine war nicht ein so schlechter Finanzminister, wie es im Nachhinein den Anschein hat, und seine Steuerreformpläne hätten der Wirtschaft keine bleibenden Schäden zugefügt. Zwar haben die Differenzen mit Schröder und der ständige Streit innerhalb der rot- grünen Koalition die Regierung als chaotischen Haufen erscheinen lassen, aber für das schwache Wirtschaftswachstum und die Arbeitslosigkeit konnte er in seiner kurzen Amtszeit nichts. Das rasche Scheitern des SPD-Politikers macht allerdings deutlich, wie wenig Spielraum die Zwänge der globalisierten Wirtschaft linken Ideen und Lösungsansätzen lassen.
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