Studierendenzahlen : Null Aussage
Der Blick in die Zeitungsarchive fördert Interessantes zu Tage. Seit drei, vier Jahren wird eine stetige Folge von Bewerber-Rekorden von offizieller Seite als Beleg für die richtige Hochschulpolitik angeführt. Tatsächlich ging die Zahl der eingeschriebenen Studierenden aber – wenn man teure Privathochschulen und zufällig hier ansässige Fernhochschulen abzieht – zurück.
KOMMENTAR VON KAIJA KUTTER
Das stört die politisch Verantwortlichen nicht mal. Ein krasses Missverhältnis von Studierenden-Nachfrage und Platzangebot wird irrtümlicherweise sogar als Indikator für Qualität angesehen.
Dabei haben diese Rekordzahlen keine Aussagekraft. Selbst wenn in diesem Herbst nicht wie im Vorjahr die Hälfte der Bewerber abspringt und woanders studiert, heißt das noch nicht, dass die jungen Menschen die Studiengebühren und die übrigen Reformen wie das verschulte Bachelor-System gutheißen. Denn sie haben keine Wahl und müssen ja schließlich irgendwo studieren. Auch sind Studienplätze in gebührenfreien Nachbarländern nur begrenzt. Und ein Umzug ist für Landeskinder, die noch bei ihren Eltern wohnen, teurer als die Gebühr.
Aussagekräftiger als Bewerberzahlen sind deshalb schlichte Meinungsumfragen. Und in denen lehnt eine deutliche Mehrheit der Betroffenen die Gebühren ab.