Studentenwohnheime : Kein Platz für Studis
Viel zu wenig Zimmer
600 Studierende warten in Bremen zurzeit auf einen Platz im Studentenwohnheim, rechnet der Geschäftsführer des Bremer Studentenwerks, Heinz-Ludwig Mohrmann, vor. Und das bei einer fast hundertprozentigen Auslastung. „Für das Sommersemester haben wir auch schon wieder 100 Anmeldungen.“ Das Studentenwerk vermietet im Auftrag des Landes Bremen die vergleichsweise günstigen Zimmer in den neun Bremer Wohnheimen, von denen nur drei in der Innenstadt oder in deren Nähe liegen. 1.372 Plätze gibt es zurzeit in Bremen, in Bremerhaven sind es 143 Plätze.
Jetzt soll in Horn neben dem Wohnheim in der Vorstraße ein weiteres Wohnheim in der Spittaler Strasse gebaut werden. 334 Plätze sind geplant, davon laut Mohrmann 250 Einzelwohnungen, 67 Doppelappartements und 17 Drei-Zimmer-Wohnungen für Familien. „Von mir aus könnte man noch eins bauen“, sagt Mohrmann. 1.000 neue Plätze hätte er gerne, aber 2.500 wären natürlich noch viel besser, da durch die Internationalisierung der Studiengänge mehr ausländische Studierende nach Bremen kämen und gerade diese auf die Wohnheimplätze dringend angewiesen seien.
Das Problem sei jedoch, dass der Bund seit Anfang der Neunzigerjahre keine Zuschüsse mehr für neue Wohnheime geben würde, klagt Mohrmann, und auch das Land Bremen hätte für ein neues Wohnheim kein Geld übrig. Deshalb soll für das geplante Wohnheim in der Spittaler Straße erstmals ein privater Investor gefunden werden – die Deputation für Wissenschaft hat dem Vorschlag bereits im Dezember zugestimmt.
„Das ist natürlich nicht so ganz einfach, da jemand für zu gewinnen“, sagt die stellvertretende Sprecherin der Deputation, Gerlinde Berk (SPD). Schließlich müssten die Mieten studigerecht sein, und erst in frühestens zwanzig Jahren könnten die Wohnungen anderweitig vermietet werden. Deshalb sieht der Deputationsbeschluss auch die Möglichkeit vor, dem Investor das 9.600 Quadratmeter große Grundstück umsonst zu überlassen. Als „Sahnehäubchen“, sagt die Bürgerschaftsabgeordnete Berk.
Ende 2004 soll das Wohnheim bezugsfertig sein. Bis dahin müssen die Studierenden sich noch anders behelfen. Viele würden bereits jetzt über einen längeren Zeitraum zu zweit oder sogar zu dritt in einem Zimmer leben, berichtet Mohrmann. Auch ein Grund dafür, warum zum 1. April die Mieten um zum Teil 15 Prozent erhöht werden. „Der Verbrauch ist einfach gestiegen“, sagt Mohrmann.
Er vermutet, dass es viele ausländische Studierende – vor allem die aus den afrikanischen Ländern – weniger störe, kein eigenes Zimmer zu haben. Manchmal hätten sie auch gar keine andere Chance, sagt SPD-Abgeordnete Berk. „Ich verstehe auch nicht, warum einige Wohnungsbesitzer partout nicht an Ausländer vermieten wollen.“
So bleibt ihnen häufig nur das Studentenwohnheim. In der Leher Heerstraße wohnen nach Angaben von Studentenwerksgeschäftsführer Mohrmann 95 Prozent Ausländer, in der Vorstraße sind es zurzeit nur 39 Prozent. Dabei würden viele Ausländer lieber mit mehr Deutschen zusammenleben, so Mohrmann. „Die wollen ja auch etwas von dieser Kultur mitkriegen.“ eib