Streit um Schließungen : Qualitätsmerkmal kleine Schule
Die Schulstandortplanung ist eine heiße Kiste. Macht sich die CDU unbeliebt, könnte der ein oder andere Abgeordnete am Ende der Legislatur, wenn das neue Wahlrecht gilt, im Wahlkreis Ärger bekommen. Stellt sich die parteilose Senatorin ungeschickt an, könnte auch ihr Stuhl wackeln. Deshalb wurden bei der Streichliste Konzessionen gemacht: Prominente, stolze Gymnasien finden sich nur drei darauf, stattdessen viele, viele kleine Grundschulen sowie Haupt- und Realschulen, von denen keiner groß redet.
Kommentar von Kaija Kutter
Dennoch drängt sich hier die Sinnfrage auf. 69 Stellen als „Gestaltungs-Ressource“ für die Senatorin legitimieren nicht die Zerschlagung des Hamburger Grundschulnetzes. Sie wiegen nicht mal einen Bruchteil dessen auf, was die Schulen gerade erst durch Klassenvergrößerungen an Kürzungen erlitten haben. Zudem verstehen Eltern und Kinder unter Qualität auch eine dezentrale Struktur von kleinen Standorten, in denen sie keine Nummern sind, sondern Menschen, die einander kennen.
Qualität und kleine Schulen sind kein Widerspruch. Es ginge auch auf „neuen Wegen“, wie es Baden-Württemberg vormacht. Dort lernen schon zehn Prozent der Schüler in Jahrgangsübergreifenden Klassenstufen eins bis zwei und drei bis vier. Dieses Konzept ermöglicht individuelles Lernen und erspart den Kindern das erniedrigende Sitzenbleiben – sie bleiben einfach ein weiteres Jahr in der Stufe. Und es machte auch die Schließungen von kleinen Grundschulen überflüssig, erspart also Ärger.