: Streikwelle in Griechenland bedroht Sparprogramm der Regierung
Athen (taz) - Gestern sind die Lehrer aller griechischen Schulen in Streik getreten. Sie fordern eine Gehaltserhöhung um 25 Prozent und die zusätzliche Finanzierung von Büchern und Lehrmitteln. Die Verhandlungen des neuen Bildungsminister Kaklamanis sind damit gescheitert. Sein Vorgänger Tritsis war mitten in der Verhandlungsphase zurückgetreten. Der drohende Lehrerstreik war seit Tagen Thema Nummer Eins in Griechenland. Denn eigentlich hätten gestern die Abschlußprüfungen des Schuljahrs und die Abiturprüfungen beginnen müssen. Jetzt wird befürchtet, daß für die Schüler das Schuljahr verlorengeht und die Abiturienten sich nicht rechtzeitig an der Universität anmelden können. Die griechischen Lehrer bestehen auf einer hundertprozentigen Erfüllung ihrer Forderungen. Die Gehälter sind seit drei Jahren eingefroren - allein im letzten Jahr verringerte sich die Kaufkraft um 13 Prozent. Abgesehen davon treten die Lehrer auch für eine bessere Ausbildung in ihrem Berufszweig ein. Mit dem selben Ziel treten schon seit Wochen immer wieder Ärzte und Krankenschwestern in Streik. Zusätzlich fordern auch sie höhere Löhne, höhere Rentenversicherung und kürzere Arbeitszeit. In Griechenland vergeht kaum mehr ein Tag ohne Streik: Die Regierung in Athen sieht ihr Sparprogramm der letzten Jahre gefährdet. Vergangene Woche konnte ein Streik der Elektizitätswerke in Athen erst in letzter Minute durch Zugeständnisse des Arbeitsministeriums an die 30.000 Angestellten abgewendet werden. Kaum war dieser Arbeitskampf beendet, meldeten sich die Müllabfuhr, Bus–, Trolley– und Taxifahrer. Sie protestierten gegen die Maßnahmen zur Smogbekämpfung, die den Verkehr in der Innenstadt beschränken und den Verbrauch von Diesel verbieten sollen. Corinna Jessen
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