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Statt Abzug Aufrüstung der US-Streitkräfte in Somalia

■ 2.000 neue Soldaten – und neue Gespräche

Washington (taz/AFP) – Mit einer an John F. Kennedys Hineinschliddern in den Vietnamkrieg erinnernden Doppelstrategie versucht US-Präsident Bill Clinton, die immer schwierigere Lage der US-Soldaten in Somalia wieder in den Griff zu bekommen. Nach einem Treffen mit Vertretern von Demokraten und Republikanern verkündete die US-Regierung gestern die Verstärkung der gegenwärtig 4.700 Mann umfassenden US-Streitmacht in Somalia um zusätzliche 2.000 Soldaten; gleichzeitig sagte Clinton, er wolle die US-Mission in Somalia „in Ehren zu Ende bringen“. Damit versuchte er, dem wachsenden innenpolitischen Druck für einen sofortigen Abzug der US-Truppen zu begegnen. In Regierungskreisen wurden Zeitpunkte zwischen Ende 1993 und April 1994 als mögliche Termine für den Beginn eines Rückzugs genannt. Die US-Regierung will auch ihre diplomatischen Bemühungen wieder ankurbeln, um den festgefahrenen Konflikt zwischen UNO und somalischen Milizen politisch zu überwinden. Insgesamt sind bisher 20 US-Soldaten in Somalia ums Leben gekommen, davon 13 innerhalb der vergangenen Woche. Der letzte starb am Mittwoch abend bei einem Granatenangriff auf den Flughafen von Mogadischu.

Unterdessen bekräftigte Frankreichs Außenminister Alain Juppé, die französischen Blauhelme in Somalia würden bis Januar 1994 abgezogen. Auch Belgien plant einen Truppenabzug. Malaysias Verteidigungsminister Najib Tun Razak sagte, die 870 malaysischen Soldaten in Somalia würden sich nicht an US-Militäraktionen beteiligen. Der deutsche Verteidigungsminister Volker Rühe sagte demgegenüber, für einen deutschen Abzug gebe es zur Zeit keine Überlegungen. Seite 8

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