Stadtteilbeirat : Paradoxe Reform
Dass der Beirat für Stadtteilentwicklung in Wilhelmsburg abgeschafft werden soll, ist eine Folge der Verwaltungsreform, die den Bezirken mehr Macht geben soll. Paradoxerweise scheint sie nun dazu zu führen, dass die Bürger weniger Einfluss haben. Denn mit dem Ortsausschuss wird in Wilhelmsburg gleich das Beteiligungsgremium abgeschafft.
KOMMENTAR VON GERNOT KNÖDLER
Wilhelmsburg mit seinen knapp 50.000 Einwohnern verfügt trotz seiner heterogenen Struktur über ein stärkeres Wir-Gefühl als viele andere Stadtteile. Hier, mitten im Hafen, ist der gefühlte Abstand zu den nächsten Bezirkszentren groß. Dass die Insel mit Beginn der neuen Legislaturperiode im Frühjahr 2008 ihr Ortsamt verliert, ist daher besonders unglücklich. Denn danach soll Wilhelmsburg zum Bezirk Mitte gehören, der sich – anders als Harburg, zu dem er bisher zählt – erst an die Zugehörigkeit dieses fernen Stadtteils gewöhnen muss.
Umgekehrt werden sich die Wilhelmsburger an Mitte gewöhnen müssen und vermutlich argwöhnisch jeden Schritt wahrnehmen, den die Bezirksverwaltung tut. IBA, IGS und der Sprung über die Elbe machen sie ohnehin schon zum Objekt gesamtstädtischer Träume. Es wäre klug, den Wilhelmsburgern möglichst viele Mitsprachemöglichkeiten zu geben. Den Stadtteilbeirat zu streichen, ohne eine klare Alternative zu bieten, ist unklug.