: Sri Lanka ruft USA um Hilfe gegen Guerilla an
■ USA sagen „logistische Unterstützung“ zu / Jetzt 3.000 indische Soldaten auf der Insel / „Tamil Eelam“–Guerilla mit Entwaffnung noch nicht einverstanden / Proteste leicht abgeflaut / Pressezensur verhängt / Bei Attentat Abgeordneter der Regierungspartei getötet
Madras/Berlin (taz) - Die USA sind grundsätzlich bereit, der Regierung von Sri Lanka „logistische Unterstützung“ in der Auseinandersetzung mit den tamilischen Rebellen zukommen zu lassen. Das teilte der Sprecher des Weißen Hauses Charles Redman am Donnerstag in Washington mit, nachdem sich die Regierung in Colombo nach Absprache mit der indischen Regierung mit einem Hilfeersuchen an Washington gewandt hatte. Es werde an Transporthilfen gedacht. Keinesfalls jedoch sollten US–Truppen auf die Insel gebracht werden. Inzwischen haben die nach der Unterzeichnung des indisch–srilankanischen Abkommens im Norden der Insel gelandeten rund 3.000 indischen Soldaten mit der Entwaffnung der tamilischen Guerillas begonnen. Zwei indische Fregatten sind vor Colombo vor Anker gegangen. Das gilt als Antwort auf den wachsenden Protest der Marine Sri Lankas gegen das Abkommen. Beim Abschreiten einer Ehrengarde in Colombo war Indiens Ministerpräsident Gandhi am Donnerstag von einem Marineangehörigen mit einem Gewehrattackiert worden. Die militärisch stärkste Rebellenorganisation der Tamilen, die „Befreiungstiger Tamil Eelam (LTTE)“ hat sich mit ihrer Entwaffnung noch nicht einverstanden erklärt. In einem gein Madras veröffentlichten Kommunique fordert sie die indische Regierung auf, zunächst ihren Führer Prabhakaran aus Indien zurückkehren zu lassen. Auch die mit der LTTE verbündete „Revolutionäre Studentenorganisation Eelam (EROS)“ schloß sich der Forderung der LTTE an. Prabhakaran soll in New Delhi unter Hausarrest stehen. Der indische Ministerpräsident Gandhi bestritt das. Journalisten, die Prabhakaran in seinem Hotel „Ashok“ aufsuchen wollten, wurden jedoch von Sicherheitskräften aufgehalten. Auch die Telefonverbindungen zum Tamilenführer waren unterbrochen. Nachdem es am Donnerstag noch zu heftigen Protesten der srilankanischen Mehrheit gekommen war, bei denen fast 40 Menschen getötet wurden und die srilankanische Regierung eine Pressezensur verhängt hatte, hat sich die Lage am Freitag offenbar entspannt. Das am Dienstag verhängte Ausgehverbot wurde gestern für einige Stunden aufgehoben. Es kam nur noch zu einzelnen Protesten und Brandstiftungen. Daß Sri Lanka auch nach dem gestrigen Waffenstillstandsbeginn nicht zur Ruhe kommt, beweist ein Attentat auf den Abgeordneten der srilankanischen Regierungspartei Weerasinghe. Am Freitag wurde sein Auto nahe Colombo gestoppt, der Abgeordnete erschossen und sein 10jähriger Sohn lebensgefährlich verletzt. Die Polizei verdächtigt die verbotene National Liberation Front als Urheber des Anschlags.
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