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Spreeufer nach Hirschfeld benanntIgitt, ins Feuer damit!

NS-Bücherverbrennungen begannen nicht am 10. Mai 1933, sondern vier Tage früher - mit Magnus Hirschfeld. Nun wurde ein Abschnuitt am Berliner Spreeufer nach ihm benannt.

Der Feuerspruch gegen das Institut für Sexualwissenschaft des Mediziners und Bürgerrechtlers lautete: "Gegen die seelenzerfasernde Überschätzung des Trieblebens". Bild: dpa

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7 Kommentare

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  • M
    molinocampo

    "Von anke zoeckel:

    @ A. Zinn & Dr. Füllmann: Keine Panik. Der gute monolinocampo ist deutschlandweit bekannt als Möchtegern-Provokateur. "

     

     

    Soso, "deuschlandweit bekannt" - danke für die Blumen!

     

    Im übrigen haben Sie außer der Empfehlung, Leute "mundtot" zu machen, offenbar nichts Inhaltliches anzubieten...

     

    @Zinn + Füllmann

     

     

    Ansonsten möchte ich feststellen, daß ich weder etwas gegen eine Ehrung Hans Magnus Hirschfelds habe - er war mit seinen Forschungen und Erkenntnissen Lichtjahre entfernt von der spießigen Selbstbehudelung gewisser, sich selbst allen Ernstes noch als "alternativ" verstehender Lebensentwürfe....

     

    Auch gegen eine Anwesenheit von Frau Süskind bei der Ehrung ist rein gar nichts zu sagen....

     

    "Gerade die homosozialen 'Untertöne' rechtsradikaler, aber auch religiöser Männerbünde waren und sind ein Grund für die mörderische Verfolgung gleichgeschlechtlicher Handlungen - ob unter Hitler, Franco oder Khomeni."

     

    Da ist durchaus was dran - trotzdem: die Ambivalenz bleibt.

    Anlass meines ersten Kommentars war ja die stock-naive Zusammenschreibselung von angeblichen kulturellen und politischen Filiationen "gegen Homosexuellen" in Deutschland.

     

    Die Wirklichkeit ist komplexer - und gerade in Bezug auf "mörderische Konsequenzen" gibt es eben erhebliche Unterschiede zu beachten.... nichts ist ungerechtfertigter als stilisierte "Selbstviktimisierung"- vor allem solcher Gruppen, die sich vor den "falschen" Machtwechseln noch gerne selber an der Viktimisierung anderer beteiligt hatten....

  • DR
    Dr. Rolf Füllmann

    @molinocampo

     

    "dienten vielmehr sans probleme in der Wehrmacht"

     

    Ohne Probleme? Unter dem ständigen Druck schon aufgrund von Blicken und Gesten verhaftet und sogar getötet zu werden (Verschärfung des Par. 175 von 1935, 'Führerlaß' vom 15.11.1941). Ähnlicher Verfolgungsdruck galt natürlich auch für die an die 100.000 deutschen Soldaten, deren Familien teilweise von der NS-'Rassengesetzgebung' bzw. vom Genozid an den Juden betroffen waren.

     

    Gerade die homosozialen 'Untertöne' rechtsradikaler, aber auch religiöser Männerbünde waren und sind ein Grund für die mörderische Verfolgung gleichgeschlechtlicher Handlungen - ob unter Hitler, Franco oder Khomeni.

     

    Überdies: wenn Sie die Solidarität der NS-Opfer obszön finden, dann beschweren Sie sich doch bei Frau Süskind von der Berliner Jüdischen Gemeinde wegen ihrer Teilnahme an der Ehrung für Magnus Hirschfeld.

  • AZ
    anke zoeckel

    @ A. Zinn & Dr. Füllmann: Keine Panik. Der gute monolinocampo ist deutschlandweit bekannt als Möchtegern-Provokateur. Vor allem in der Zeit ist er immer wieder für einen kleinen Leseraufruhr gut gewesen. In letzter Zeit habe ich die Foren daselbst nicht mehr so häufig besucht. Vielleicht ist man des schrecklichen Kindes ja inzwischen überdrüssig geworden dort, sodass es sich eine neue Spielwiese gesucht hat. Glauben Sie mir: Je mehr Sie eingehen auf den Kerl, desto lauter wird er quengeln. Nur Ignoranz macht wirklich mundtot.

  • M
    molinocampo

    "Mehrere tausend schwule Männer kamen dabei ums Leben. Dass es im Dritten Reich einen "offeneren Umgang mit Sexualität" gegeben habe, ist eine gewagte These. Für Homosexuelle galt dies definitiv nicht."

     

    Habe ich auch nicht behauptet - doch noch mehr schwule Männer als im KZ saßen, dienten vielmehr sans probleme in der Wehrmacht, auch SA und SS--- von Juden ist mir z.B. solches nicht bekannt...

     

    und deshalb ist die heute so beliebte Gleichsetzung der ART der Verfolgung von Homosexuellen und Juden nicht nur historisch falsch, sondern obszön...

     

    Und nicht nur Röhm war schwul - - - Himmler fand seine erste politische Heimat in den 20er Jahren im "Artamanen-Bund", einer völkischen Organisation, die ostentativ einen homosexuell geprägten Männlichkeitskult pflegte: Frauen wurden grundsätzlich verachtet, und heterosexuelle Männer galten als "schwach", weil sie Frauen "hörig" seien. So stilisierten sich die "Artamanen" als "mann-männliche" Männer gegenüber den gewissermaßen nur "halb-männlichen" Heteros...

     

    Klaus Mann (der sich auskannte), sprach von Rudolph Hess als "Tante Hess" und spürte genau den homosexuellen Unterton in der nationalsozialistischen Männerbündelei....

     

    Übrigens: die in Klaus Theweleits berüchtigter Studie "Männerphantasien" analysierten Autoren der "Freikorps-Literatur", die sich ebenfalls durch ausgesprochene Verachtung des Weiblichen auszeichnete, waren ebenfalls weit überproportional homosexuell -

     

    Aber das sind eben so Dimensionen des historischen politischen "Schwulseins", von denen "man" heute nicht mehr so gerne hört....

  • DR
    Dr. Rolf Füllmann

    "und wer sich nicht ostentativ mit seiner Homosexualität aus dem Fenster lehnte, hatte wenig zu befürchten: waren doch führende Nazi-Kader für ihre homosexuellen Neigungen bekannt...."

     

    So zu lesen in einem Kommentar von 'Molinocampo'. Dazu eine Dokumentation als Lektüreempfehlung für alle, die solchen faktisch falschen Feindbildern anhängen: Dieter Grau (Hrsg.): Homosexualität in der NS-Zeit. Dokumente einer Diskriminierung und Verfolgung. Fischer-Verl. Frankfurt/Main 2004. Keines der dort zitierten Dokumente wurde bislang als Fälschung entlarvt. Die äußerst brutale Homosexuellenverfolgung in der NS-Zeit wird übrigens mittlerweile auch in der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel dokumentiert.

  • AZ
    Alexander Zinn

    zu Molinocampo:

    "Und noch mal zum x-ten: gerade die Nazis propagierten einen zunehmend offeneren Umgang mit Sexualität - und wer sich nicht ostentativ mit seiner Homosexualität aus dem Fenster lehnte, hatte wenig zu befürchten: waren doch führende Nazi-Kader für ihre homosexuellen Neigungen bekannt...."

    Damit gehen Sie ebenfalls in eine Falle der alt-linker Propaganda. Es ist richtig, dass es homosexuelle Nazis gab, allen voran Ernst Röhm. Die Mehrheit der Nazis war jedoch beseelt von einem ungerheuerlichen Hass auf alles Homosexuelle. Dieser tobte sich seit der Ermordung Röhms im Sommer 1934 ungehindert aus. Zehntausende Homosexuelle wurde verhaftet, verurteilt, in Konzentrationslager verschleppt. Mehrere tausend schwule Männer kamen dabei ums Leben. Dass es im Dritten Reich einen "offeneren Umgang mit Sexualität" gegeben habe, ist eine gewagte These. Für Homosexuelle galt dies definitiv nicht.

  • M
    molinocampo

    Dieser Artikel ist an historischer Uninformiertheit und Dämlichkeit nicht mehr zu übertreffen -

     

    "Nazis und die damit alliierten klerikalen Kräfte" -

     

    "Homophobie in Kaiserreich und Weimarer Republik"

     

    tatsächlich war das Kaiserreich - und die Weimarer Republik sowieso - von einer dem heutigen klischeesierten Geschichtsverständnis nicht mehr nachzuvollziehenden Weise ausgesprochen tolerant gegenüber Homosexualität - Rosa v. Praunheim hat darüber schon genugsam treffendes gesagt.

     

    Einen Fall "Oscar Wilde" hat es in Deutschland nie gegeben, und das Ausland staunte das recht entspannte Verhältnis Deutschlands gegenüber all matters sexual regelrecht an....

     

    Und noch mal zum x-ten: gerade die Nazis propagierten einen zunehmend offeneren Umgang mit Sexualität - und wer sich nicht ostentativ mit seiner Homosexualität aus dem Fenster lehnte, hatte wenig zu befürchten: waren doch führende Nazi-Kader für ihre homosexuellen Neigungen bekannt....

     

    Gerade wegen dieser fast schon promiskuitiven Einstellung gegenüber Sexualität waren gerade auf diesem Gebiet Nazismus und "klerikale Kräfte" eben keine Verbündeten, sondern beäugten sich mißtrauisch....

     

    Aber Hauptsache, es gelingt, seine Lieblings-Feindbilder in eine Dimension zu bannen, denn Mehrdimensionalität überfordert offensichtlich das zeitgenössische "linke Bewußtsein" des Selbstverwirklichungs-Spießers....