■ Soundcheck: Blur / Gun
Gehört: Blur. Wie benehme ich mich bei einem Konzert einer ganz, ganz tollen Band mit einem soooo süßen Sänger? Ich kreische, heule, werfe die Arme in die Luft und mache mir vor Begeisterung fast in die Hose. Warum? Weil ich ein Mädchen bin, weil ich ein Mädchen bin, weil ich ein Mehehehedchen bin. Aber auch als Junge konnte man beim Konzert von Blur am Donnerstag in der Markthalle seinen Spaß haben, zunächst. Denn Blur machen ja zweifelsohne phantastische Musik, auch wenn die bunte Verspieltheit ihrer Alben live nur sehr reduziert stattfindet. Aber der Sänger und einzige Mittelpunkt der brav musizierenden Kapelle Damon Albarn (Foto) ist ja so charmant! Vor „End Of A Century“ fragte er kokett, was denn „century“ auf Deutsch heißt. Ein Mädchen wußte es und durfte es ihm ins Ohr sagen. Aber, wie gesagt, auch wir Jungs durften lachen und feiern, denn Damons liebreizendes „Hamburg stinkt gut“, das galt jawohl uns, oder? Naja, und dann haben Hamburgs boys & girls auch brav eine Stunde lang auf den gleichnamigen Hit gewartet. Komischerweise war jedoch danach die Stimmung schlechter als vorher, was wieder einmal belegt, daß Vorfreude doch die schönste Freude ist.
Benjamin v. Stuckrad-Barne Foto: Philip Bockshammer
Heute abend: Gun. Es gibt Musikfreunde, für die ist das Erscheinen von Gun auf der heimatlichen Mattscheibe etwa vergleichbar mit einem großen Löffel Lebertran, den man ihnen über den Würgepunkt hinweg in den Rachen schiebt. Und zwar sind dies Leute, die sonst Rockmusik durchaus gerne haben. Neulich sprach ich mit so einem, und auch jener gab ganz verschämt zu, daß Guns Version von Cameos „Word Up“ eine durchaus akzeptable Nummer sei, auch wenn das „Frauen sind Schaufensterpuppen mit Sex-Option“-Video dazu wiederum ekelhaft sei. Schottenrock zum Dauerlutschen, das isses. tlb
Markthalle, 21 Uhr
Außerdem: Crooner Omar Sonntag im Mojo-Club.
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