Soundcheck: Erosion, Rossburger Report / Suzanne Vega / Suede

SOUNDCHECK

Gehört: Erosion, Rossburger Report. Die Pinneberger Band Erosion versucht in den meisten ihrer Songs ein Gleichgewicht mit der Welt herzustellen, dabei wächst die Gruppe bei dem Unternehmen, der Welt ihre Größe, Schwere, Bedrohung oder Glückseligkeit musikalisch im originalgetreuen Maßstab zurückzugeben. Eine besondere Arbeit übernimmt dabei der Sänger Chris Zenk: Aus seinem Ober- Stimmkörper heraus singt Zenk vom dramatischen Gebrauch der Kraft, die ihm zur Verfügung steht und der Kraft, die es zur Vollendung noch braucht: Die ausgeführte und die noch vor einem liegende Anstrengung markieren die beiden Hauptthemen der Erosion- Songs. Abgestimmt und vermeintlich gefährlich ging es beim Rossburger Report zu, der zweiten Band am Donnerstag in der Großen Freiheit. In den vierminütigen Pausen zwischen den etwa doppelt so langen Gitarrenwall-Stücken ließen die Akteure dem zahlreich erschienenen Publikum Muße, um seinen Kunstsinn zu entwickeln: Jede/r lernt, daß sich je ein halbes Dutzend Gitarristen und eine Rhythmusfraktion nicht zu einem koordinierten Zusammenspiel zusammenschließen, um Kleinigkeiten zu behandeln. Kristof Schreuf

Heute abend: Suzanne Vega. Als sauberes Mädchen, immer elegant zwischen Kindheit und Dame, wagt die Vega heute mal wieder Sentimentalität in harten Zeiten und erkundet mit Zartheit aktuelle Extreme des Daseins. Das hat sie mit den Jahren beliebt gemacht, ihre etwas kehlige Stimme suggeriert, daß sie schon viel erlebt hat und wirklich Anteil nimmt. Ach ja, die verständnisvolle Frau. cat

CCH 20 Uhr

Morgen abend: Suede. Und wieder ereilt uns von der britischen Insel ein schwerer Fall von Pennälerismus, diesmal unter dem Namen Suede, was soviel wie Wildleder heißt. So soll das banale Geklampfe der vier Jungs wahrscheinlich metaphorisch mit der Anschmiegsamkeit von Tierhaut aufgeladen werden, obwohl das einzige was die Band mit der Tierwelt verbindet, das Gejaule von Sänger Brett Anderson ist, den die Brit-Poppresse für einen Popstar hält. Armes England. Aus ein paar Disco–Besuchen hat sich Brett etwas Betroffenen-Lyrik zurecht gezimmert und versucht sich in der dekadenten Pose, die Band spielt dazu sensationell trübsinnige Melodien. Zweifellos ein musikalischer Leckerbissen für den Pop-Spießer, der die eigene Verhärmtheit immer noch für Raffinesse hält. cat

Logo, 21 Uhr