Schulpolitischer Formelkompromiss : „Zwei Säulen“ auf Zeit?
Mit dem Bekenntnis zu einer „Schule für alle“ war die Bremer SPD in den Wahlkampf gegangen. Das jetzt vorgestellte Konzept versucht dies über Schleichwege zu verwirklichen. Es soll Gymnasien geben, die mit ihrem 12-Jahres-Curriculum natürlich die leistungsstärkeren SchülerInnen anziehen. Das ist genau die „zweite Säule“, die die CDU propagierte.
Kommentar von KLAUS WOLSCHNER
Der SPD-Leitantrag geht insgeheim davon aus, dass diese zweite Säule nur ein Zwischenschritt „auf dem Weg“ zur Schule für alle ist. In den 1970er Jahren wurde offen die Abschaffung der Gymnasien propagiert, nun wird der Trick mit dem „Abschulverbot“ versucht: Eltern von SchülerInnen, die auf dem Gymnasium nicht zurecht kommen, sollen ihre Kinder in der Situation der Überforderung belassen. Unter dem Druck, auch Hauptschüler zum Abschluss bringen zu müssen, soll das Gymnasium zur Gesamtschule mutieren.
Das wird nicht funktionieren. Eltern werden ihren Kindern nicht eine schulische Umgebung zumuten, in der sie nur scheitern und die Misserfolge erleben.
Die neuen Pisa-Ergebnisse für Bremen, die im November auf den Tisch kommen, werden die SPD daran erinnern, dass man leistungsstarke Schüler nicht nur zur Förderung der leistungsschwächeren braucht.