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Schlechter Witz -betr.: "Vaterunser und Tränen", taz vom 30.6.1995

Betr.: „Vaterunser und Tränen“, taz v. 30.5.

Es ist zweifellos angebracht, immer wieder die Unterbringungsform von DrogenkonsumentInnen in Pensionen mit schlechtem Standard zu kritisieren. Aber in diesem Zusammenhang das Zusammenpferchen von Menschen auf einem „Wohnschiff“ als die bessere Alternative zu bezeichnen, ist zynisch. Hier von „zielgruppenspezifischer Unterbringung“ zu sprechen, ist ein schlechter Witz und kostet die Stadt dreimal so viel wie „Billigpensionen“. Daß Massenunterkünfte schnell aus der Kontrolle geraten, ist nichts Neues – daß an der Not Geld verdient wird (wie in der Pension Am Wall), ebenfalls nicht. Also wundern wir uns nicht.

Zu menschenwürdigem Einzelwohnraum gibt es keine Alternative. Weder auf Schiffen, noch in Containern, noch in Pensionen. Eine Erkenntnis ohne Folgen. Der Verlust von Menschenleben wird daran vermutlich nichts ändern.

Dagmar Hadwiger, Begleitstelle für Substitution, Kommunale Drogenpolitik

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