Sanssouci: Vorschlag
■ „Fiesta“ – Weltmusik im Wildgarten, Kulturhaus Treptow
Das Ende der Welt war für Kreuzberger bis 89 die verwunschene Tankstelle an der Schlesischen Straße. Komischerweise hat sich die Zapfanlage bis heute nicht zu einem seelenlosen „Service-Center“ hochgemausert. Sie scheint immer noch für ein verspätetes Filmteam von Berlinverfilmer Wim W. vor sich hinzuschlummern. Seitdem die Männer in den lustig gemusterten DDR-Tarnanzügen die Straße hinter der Tankstelle verlängert haben, werden auch Kreuzberger zweihundert Meter weiter durch dicke, rote Blechbuchstaben auf eine Villa verwiesen: Kulturhaus Treptow. Dessen Jazzkeller hat sich zu einer der wohl fruchtbarsten Jazzbrutstätten der Stadt entwickelt, die sogar New Yorker Knitting-Factory-Leute zum Ausrasten bringt (wie Freitag vor einer Woche). Im verwunschenen Garten des inzwischen unter Parkhaus firmierenden Klubs, findet nunmehr im dritten Sommer die Fiesta! statt.
Die Reihe, inzwischen auch bei Kreuzbergern ein Begriff, versucht, „Welt Musik in Berlin“ zu präsentieren. Kulturmischmasch-Bands, oftmals zusammengewürfelt aus Neu- und Altberlinern, mit allen möglichen Kultureinflüssen. Viele von ihnen leben in dieser Stadt und nur die ihnen nächste Community nimmt sie wahr. Nicht so bei der Fiesta.
In der letzten Woche gab's die Highlife-Entdeckung Makwerhu (wegen Regens im Jazzkeller), deren südafrikanischer Sänger im Moment in Berlin lebt. An diesem Sonntag dabei: Csillagok, die einen kruden Transsylvanienfolk anmischen. Keine Ahnung, ob einige der Mitglieder tatsächlich aus der Vampirecke Rumäniens kommen. Das Zeugs, was Sängerin und Kontrabassistin Elke Dürr, eine Kollegin und drei Kollegen mit Geige, Zitter, Chorgesang, Schrummelgitarre und weiß der Teufel für Instrumenten anrühren, klingt jedenfalls klasse schaurig. Andreas Becker
„Fiesta! 94“ bis 28.8., jeweils Sonntag um 15 Uhr im Garten des Parkhauses/Kulturhaus Treptow. Diese Woche mit Csillagok, am 19.6. Mamadou M'Baye. Umsonst & draußen bzw. drinnen
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