SZENISCHE LESUNG : Heiner Müller
Woran es auch liegen mag, aber im Brauhauskeller läuft das Bremer Schauspiel regelmäßig zu großer Form auf. Seien es „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ oder „Heiner Müller Material 1 und 2“: Das Gewölbe lohnt einen Besuch. Die Beschäftigung mit dem 1995 verstorbenen Dramatiker Heiner Müller geht jetzt in eine dritte Runde, diesmal allerdings als szenische Lesung. Tobias Beyer, Thomas Hatzmann und Timo Lampka widmen sich ab heute Abend dem Text „Philoktet“.
Der Trojanische Krieg dauert schon fast zehn Jahre, und keine Seite kann gewinnen. Odysseus reist nach Lemnos um den alten Bogenschützen Philoktet zu treffen und davon zu überzeugen, sich wieder dem griechischen Heer anzuschließen. Eine scheinbar unlösbare Aufgabe, denn die Griechen hatten Philoktet einst auf der unwirtlichen Insel ausgesetzt, weil eine stinkende Wunde die Moral der Truppen untergraben hatte.
Peter Hacks, der zu Müllers Unterstützern, aber auch zu seinen Kritikern zählte, schrieb: „Keiner handhabt so souverän wie Müller den Vers als Grenzereignis.“ Und: „Wir lesen Philoktet und erkennen die Verbesserungsbedürftigkeit unserer Gedanken über die Kunst.“
■ Donnerstag (heute), 20.30 Uhr, Brauhauskeller