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Archiv-Artikel

STÜTZPUNKTE DER KURDISCHEN PKK KOMPLIZIEREN DIE LAGE IM IRAK WEITER USA vollkommen verheddert

Die dramatische Lage der USA im Irak könnte sich noch weiter verschärfen. Im Nordirak droht sich ein schon lange angestauter Konflikt zu entladen, der den letzten halbwegs sicheren Teil des Landes ebenfalls ins Chaos stürzen würde. Seit Anfang dieser Woche plant die Türkei ernsthaft, die Stützpunkte der separatistischen kurdischen Guerilla PKK im Nordirak mit eigenen Truppen anzugreifen. Die Regierung in Ankara und vor allem führende Militärs wollen nicht länger einsehen, dass ihnen verboten sein soll, was doch Israel mit Unterstützung der USA gerade im Libanon vorführt.

Tatsächlich ist es auf den ersten Blick schwer verständlich, warum die US-Truppen die kurdische Guerilla aus der Türkei, die sie selbst als Terrororganisation einstuft, im Nordirak seit Jahren gewähren lassen. Solange die PKK sich ruhig verhielt, hat man in Ankara darüber hinweggesehen. Seit sich aber die Anschläge in der Türkei wieder häufen, wird die Kritik an den USA immer lauter.

Die USA sitzen damit in der Zwickmühle. Abgesehen davon, dass sie kaum im Norden des Landes noch eine weitere Front aufmachen können, würden sie sich damit einen schweren Konflikt mit ihren irakisch-kurdischen Verbündeten einhandeln. Deshalb versucht Washington seit Monaten, Ankara mit halbseidenen Versprechungen hinzuhalten.

Entgegen allen sonstigen Geflogenheiten der Bush-Regierung ist die US-Regierung in diesem einen speziellen Fall der Meinung, es müsse eine politische statt einer militärischen Lösung geben. Die könnte nur in einer Art Generalamnestie für alle PKK-Kämpfer und einem weit reichenden politischen Angebot an die Kurden in der Türkei bestehen. Doch was tatsächlich die einzig sinnvolle Lösung des Konflikts wäre, macht die PKK derzeit selbst unmöglich. Mit ihren Anschlägen schafft sie ein politisches Klima, das es der Regierung in Ankara, selbst wenn sie wollte, unmöglich macht, über eine Generalamnestie auch nur nachzudenken. Wenn die USA wirklich eine politische Lösung wollen, müssten sie über die Kurden im Nordirak die PKK erst einmal dazu bringen, mit ihren Überfällen aufzuhören. JÜRGEN GOTTSCHLICH