SPORTPLATZ : Alba verpasst dem Meister einen Korb
BASKETBALL Die Pokalsieger aus Berlin besiegen Bamberg im Champions Cup. Wie die Zukunft in der Liga aussieht, bleibt spannend
ALBA-MANAGER BALDI ÜBER DEN NEUAUFBAU
Als die Basketballer von Alba Berlin Sonnabendabend im Champions Cup gegen Meister Bamberg zu Peter Fox’ „Alles Neu“ auf das Spielfeld liefen, war der Songtitel für die Berliner durchaus wörtlich zu nehmen. Denn Alba hat im Sommer einen Radikalschnitt gemacht, zwölf neue Spieler kamen. Und mit Kapitän Sven Schultze blieb nur einer aus der letzten Saison übrig.
Deshalb ist der 79:78 (38:37)-Erfolg der Berliner eine Woche vor dem Saisonstart ein kleiner Achtungserfolg – schließlich hatten die Bamberger diesen Titel zuletzt dreimal in Folge gewonnen. Dennoch fehlt ein wenig die Aussagekraft. Beiden Teams war anzumerken, dass sie noch nicht ihren Rhythmus gefunden haben. „Wir haben noch sehr viele Fehler gemacht“, sagte Alba-Trainer Sasa Obradovic.
Aber die darf sein neues und junges Team auch noch machen. Bewusst wurde die Mannschaft verjüngt, vor allem durch talentierte deutsche Spieler. Einer von ihnen ist Guard Akeem Vargas. „Jeder Sieg ist wichtig, um uns als Team zu finden und zu verbessern“, sagte der 23-Jährige, der acht Punkte erzielte. Mit dem Umbruch haben die Berliner nun genug konkurrenzfähige deutsche Akteure im Kader. Mindestens fünf von ihnen müssen nach Ligastatuten auf jedem Spielberichtsbogen stehen. „Diese jungen deutschen Spieler sollen Druck von unten machen. Das fehlte letzte Saison“, sagte Manager Marco Baldi. Neben den Talenten holte man noch einige international erfahrene Akteure. „Und die Chemie stimmt“, findet der US-Amerikaner David Logan, der einzige wirkliche Topstar im Alba-Kader.
Der Umbruch war geplant, auch wenn er jetzt etwas radikaler ausfiel als anfangs gedacht. Etwas überraschend hatten im Sommer die Identifikationsfiguren Heiko Schaffartzik und Yassin Idbihi Alba verlassen. Beide gingen, wie auch der von halb Europa gejagte Deon Thompson und Nihad Djedovic, zu Bayern München. Baldi gibt zu, dass man die Spieler gerne gehalten hätte.
Die vielen Abgänge forderten ein Umdenken. Schnell reifte die Erkenntnis, dass die Hauptstädter bei einem Wettrüsten mit den finanzstarken Bayern nicht hätten mithalten können. „Die zahlen Summen, die es im deutschen Basketball noch nie gab. Das können wir uns nicht leisten“, so Baldi. Während der Alba-Etat auf etwa 6,7 Millionen Euro schrumpfte, dürfte der der Bayern im zweistelligen Millionenbereich liegen. Der Spagat, Titel zu holen, Talente zu fördern und wirtschaftlich keine Verluste machen, war so nicht mehr zu bewältigen.
Mit dem neuen Konzept will Alba den Erfolg zurückholen. Und man kehrt auch zu seinen Wurzeln zurück. „So ist Alba vor über 20 Jahren groß geworden“, sagt Aufsichtsratschef Axel Schweitzer. Aus der Not eine Tugend machen, heißt die Maxime. Stets hinkte der Verein in den vergangenen Jahren den eigenen Ansprüchen hinterher. Auch der Pokalsieg vergangene Saison konnte daran nichts ändern. Trotz des guten und vielversprechenden Auftritts gegen Bamberg werden die Ansprüche in dieser Saison heruntergeschraubt. Vielleicht auch, um den Druck vom neuen Team zu nehmen. Die Planung läuft mittelfristig. In den nächsten Jahren soll ein Team mit Perspektive aufgebaut werden. Deshalb haben auch alle deutschen Spieler längerfristige Verträge bekommen. „Wir werden viel Geduld brauchen“, prophezeit Baldi. „Und natürlich werden Rückschläge kommen, die alles infrage stellen werden.“
Der Weg ist alternativlos. Seit Jahren versucht Alba sein Budget zu erhöhen – seit Jahren ist dies nicht entscheidend gelungen. Entsprechend bescheiden sind die Ziele in dieser Saison. Im zweitklassigen Euro-Cup will man die zweite Runde erreichen und in der Liga soll es zunächst nur das Erreichen der Playoffs sein. Klingt eigentlich nicht nach dem früheren Serienmeister Alba. NICOLAS SOWA