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Archiv-Artikel

SPORTPLATZ Ein rabenschwarzer Tag

FUSSBALL Der frisch fusionierte Club Viktoria Berlin tut sein Bestes, um sich in der Regionalliga Nordost zu etablieren. Gegen die Konkurrenten aus Babelsberg reichte das am Freitag allerdings nicht

Auch wenn es nun die dritte Saisonniederlage gab – Viktoria Berlin hat ganz klar das Potenzial für den Klassenerhalt

Alles ist neu bei bei Viktoria Berlin. Gut ein halbes Jahr ist es her, dass der Verein aus dem Stadtteil Tempelhof die Fusionspläne mit dem Lichterfelder FC ankündigte, und inzwischen ist es auch amtlich: Nachdem beide Mitgliederversammlungen zugestimmt hatten und die Teams bereits seit Saisonbeginn unter dem neuen Namen „FC Viktoria 1889 Berlin“ spielten, ist der neue Verein seit Oktober ins Vereinsregister eingetragen.

Doch nicht nur der Name, auch die Liga ist neu bei den Himmelblauen, und das gleich doppelt: Sowohl die Frauen als auch die Männer konnten in der vergangenen Saison den Aufstieg klarmachen. Die Frauen spielen jetzt in der 2. Bundesliga und die Männer in der Regionalliga Nordost. „Das sind natürlich ganz andere Anforderungen von der Organisation her“, erzählt Vizepräsident Ulrich Brüggemann, der vor der Fusion Präsident des Lichterfelder FC war. Diese erhöhten Anforderungen sind auch der Grund dafür, dass die Männer nicht mehr wie in der Vorsaison im Tempelhofer Friedrich-Ebert-Stadion, sondern im Stadion Lichterfelde spielen. Anders als in Tempelhof gibt es dort Flutlicht, und auch eine Fantrennung, wie sie in der Regionalliga möglich sein muss, ist einfacher durchzuführen.

Was das Sportliche angeht, hatte die Viktoria mit einem starken 2:1 bei Hertha BSC II am vorletzten Wochenende endlich den zweiten Sieg einfahren können. Ihr Gegner am Freitagabend, der SV Babelsberg 03, war dagegen seit drei Spielen ohne Sieg und dementsprechend mit reichlich schlechter Laune angereist.

Die setzten sie in Torgefährlichkeit um: Bereits nach acht Minuten hatte Lucas Albrecht für die Gäste aus spitzem Winkel das 1:0 erzielt. Sieben Minuten später legte Süleyman Koc per Foulelfmeter nach. Viktoria dagegen kam, wenn überhaupt, nur durch Standards vors Babelsberger Tor. Die Gäste wirkten über weite Strecken deutlich überlegen. Der unglaubliche Aussetzer von Innenverteidiger Robert Schröder, der zum verdienten 0:3 durch Daniel Becker (58. Minute) führte, wirkte fast symptomatisch. Es spricht jedoch für das Team von Trainer Herbst, dass es trotz allem nicht aufsteckte, sondern bis zum Schluss versuchte, Druck zu machen. Tatsächlich fiel kurz vor Abpfiff noch der Anschlusstreffer, allerdings durch ein Eigentor. Irgendwie passte auch das zu diesem „rabenschwarzen Tag“, den das Team laut Herbst erwischt hatte.

Trotzdem: Das, was Viktoria dort vor beachtlichen 1.577 Zuschauern anbot, war mehr als bloße Hausmannskost. Rein fußballerisch war das Team nicht wirklich schlechter als Babelsberg, die Gäste waren an diesem Abend einfach aggressiver, giftiger, vielleicht auch einfach ein wenig heißer auf den Sieg. Auch wenn es nun also die dritte Saisonniederlage gab, hat das Team ganz klar das Potenzial für den Klassenerhalt, und mit rund 500 Zuschauern auf Heimseite befindet sich der Verein ebenfalls auf einem guten Weg. Die Viktoria scheint angekommen zu sein in der Regionalliga. „Ich denke, dass wir das ganz gut hinkriegen“, meint auch Vizepräsident Brüggemann. Die Rahmenbedingungen für dauerhaft höherklassigen Fußball scheinen in jedem Fall gegeben zu sein. JAN TÖLVA