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Archiv-Artikel

SPORTPLATZ Der Oberliga von der Schippe gesprungen

REGIONALLIGA Babelsberg 03 erkämpft einen 2:1-Sieg gegen den Berliner AK – die Nulldreier sind die Abstiegssorgen damit vorerst los

Lange galt der BAK als Mitfavorit für den Aufstieg – ausgeträumt

Am Ende war da auf Babelsberger Seite vor allem eins: Erleichterung. Das Team in Weiß-Blau hatte immer wieder den Ball aus dem Strafraum gebolzt, bis es endlich vorbei war. Bis auch die letzten drei Minuten Nachspielzeit verstrichen waren – und an der Anzeigetafel immer noch stand: Heim 2, Gast 1. Nun saß das Team nach Abpfiff vor der Fankurve auf dem Rasen und sang gemeinsam mit den Anhängern.

Die Babelsberger waren nach diesem 2:1-Sieg gegen den Lokalrivalen Berliner AK am Freitagabend nicht nur deshalb erleichtert, weil sie das Derby Potsdam – Berlin für sich entschieden hatten – sondern vor allem, weil sie sich mit dem Sieg von den Abstiegsrängen der Regionalliga fernhalten konnten. Bei den Berlinern hingegen ging die Negativserie weiter: Der Moabiter Klub rangiert mit 27 Punkten derzeit auf Rang sieben – Babelsberg liegt auf Rang elf, und damit nur noch fünf Zähler hinter dem BAK.

Mehr als 2.100 Besucher hatten den Weg ins Karl-Liebknecht-Stadion (KarLi) gefunden – ein vorfühlingshaft-kühler Abend unter Flutlicht: Einem schönen Fußballabend stand eigentlich nichts im Weg. Das heißt, in der ersten Halbzeit schon: Da verhinderten 22 Spieler dieses Vorhaben mit einem doch recht öden Kick und nur wenigen herausgespielten Chancen. Deren zwei gab es auf beiden Seiten – zur Halbzeit aber stand es vorerst noch 0:0.

Eine lebhaftere zweite Hälfte begann mit dem Auftritt des Enes Uzun. Neuzugang Uzun, vor Kurzem aus Bochum nach Potsdam gewechselt, sorgte mit einem Schuss ins rechte untere Eck für die Babelsberger Führung (50.). Auch die Jubelorgie des 22-Jährigen wusste zu überzeugen: Er setzte nach einem 50-Meter-Sprint zum Sprung an, hob ab, ließ sich fallen und spielte toter Mann, bis seine Mitspieler sich auf ihn warfen.

Lange währte diese Freude allerdings nicht, denn wenige Minuten später traf der eingewechselte Kevin Kruschke für die BAKler nach einer Ecke per Kopfball zum Ausgleich. Ein eingewechselter Spieler auf der anderen Seite entschied dann das Spiel: Stürmer Dennis Lemke versenkte eine von links kommende Flanke am Fünfmeterraum (73.) – mit freundlicher Mithilfe der BAK-Defensive, die kollektiv gepennt hatte.

Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit werden sowohl Babelsberg als auch der BAK in der kommenden Saison also weiter in der Vierten Liga spielen. Die einen, Babelsberg, wird das freuen. Denn nach dem letztjährigen Abstieg war zuletzt gar ein Worst-Case-Szenario denkbar – mit einem weiteren Abstieg und damit dem Gang in die Oberliga.

Uzun macht Hoffnung

Trotz vorläufiger Entwarnung wird der sportliche Neuaufbau Dauerthema bleiben. Neuzugang Uzun macht Hoffnung, dass den Babelsbergern nach Abgang des besten Spielers im Winter, Süleyman Koc, nicht die kreativen Spieler ausgehen.

Die jüngsten Debatten in Fankreisen um Neusponsor Lonsdale, einer Kleidungsmarke, die einst bei Rechtsextremen äußerst populär war, dürften hingegen schnell vergessen sein – schon am Freitag schien dies kein großes Thema mehr zu sein.

Der BAK hingegen hätte sehr gern in einer anderen Liga gespielt in der kommenden Spielzeit: Lange galt man als Mitfavorit für den Aufstieg in Liga drei. Diese Träumereien sind spätestens jetzt vom Tisch. Vor drei Wochen entließ man beim Moabiter Klub Cheftrainer Engin Yanova – derzeit teilen sich der bisherige Ko-Trainer Özkan Gümüs und Sportdirektor Rocco Teichmann gemeinsam die sportliche Leitung. Nun gilt es, das Team zu stabilisieren.

Die Unterstützung im KarLi war übrigens recht ungleich verteilt. In der Gästekurve zählte man ganze 16 BAK-Fans, während die Babelsbeger Nordkurve, wie gewöhnlich, voll war. In der männlich dominierten Kurve warb man mit einem Banner für eine Frauentagsdemo am Samstag: „Men of Quality support Women’s Equality“ war dort zu lesen. Die Supportqualitäten der Nulldrei-Fans waren wie so oft mehr als viertligareif. JENS UTHOFF