SPORTPLATZ : Egal, wie
FUSSBALL Es sah nicht schön aus, aber es ging auf: Im Olympiastadion bezwang Hertha BSC einen ziemlich harmlosen FC Augsburg mit 1:0. Bei den kommenden Spielen gegen Abstiegskonkurrenten wird es um die entscheidenden Punkte gehen
Die Ausgangslage für Hertha BSC vor dem Heimspiel gegen Augsburg am Samstag hätte klarer kaum sein können. Nach zwei Niederlagen in Folge war der Club Vorletzter der Bundesliga. „Es muss nicht schön aussehen, aber wir müssen gewinnen – egal, wie“, hatte Trainer Pal Dardai daher als Parole ausgegeben. Der Plan ging am Ende auf.
Über weite Strecken gelang aber eher das Nicht-schön-Aussehen. Vor allem in der ersten Hälfte einer Partie auf solidem Drittliga-Niveau überließen die Berliner den Gästen die Initiative und verlegten sich aufs Kontern. Wie es gehen könnte, sah man nur in der 23. Minute: An der Mittellinie erkämpfte Per Skjelbred den Ball und passte halb im Liegen steil zu Roy Beerens, der gezielt auf die einzige echte Spitze Salomon Kalou flankte. Dieser jedoch setzte seinen Kopfball weit neben den Kasten.
Ein symptomatischer Angriff. Drei Spiele in Folge hatte die Hertha zuhause nicht gewonnen, ja nicht mal ein Tor erzielt. Auch gegen ersatzgeschwächte, recht harmlose Augsburger scheiterte die Berliner Offensive ein ums andere Mal. In der zweiten Hälfte änderte sich daran wenig. Zwar gingen die Gastgeber jetzt früher auf die ballführenden Gegenspieler und erzwangen immer wieder Ballverluste, aber heraus sprang noch immer nichts.
Dann die 88. Minute: Der eingewechselte Marcel Ndjeng brachte den Ball mit weitem Einwurf bis in den Augsburger Strafraum, wo der ebenfalls eingewechselte Jens Hegeler den Ball per Drehschuss auf Salou passte, der problemlos einnetzen konnte und so den sechsten Saisonsieg der Berliner perfekt machte. Der Rest war blau-weißer Jubel.
„Eigentlich war das ein typisches 0:0-Spiel“, meinte Gästetrainer Weinzierl danach. Dardai widersprach nicht. Für die auffallend defensive Spielweise der Hertha hatte er eine durchaus schlüssige Erklärung: „Ich war unter der Woche zweimal im Stadion und habe gesehen, dass der Rasen sehr schlecht ist. Daher haben wir unserem Gegner die Spieleröffnung überlassen.“
Für jemanden, der die Niederlage in Wolfsburg noch dem lieben Gott angelastet hatte, eine überraschend bodenständige Aussage. Vielleicht hat der Ungar, der auch Cheftrainer der Nationalmannschaft seines Heimatlandes ist, doch mehr zu bieten als nur Ausdauer, Fitness und Siegeswillen. Sein Team jedenfalls scheint er zu erreichen. „Es weht ein neuer Geist durch das Team“, meinte auch Torschütze Kalou. „Ich hoffe, dass der Sieg uns Selbstvertrauen gibt.“
Damit allein wird das Spiel in Stuttgart am kommenden Freitag kaum zu gewinnen sein: Als Tabellenletzter steht der VfB noch stärker unter Druck. Seit Huub Stevens im November auf dem Trainerstuhl Platz genommen hat, haben die Schwaben erst zweimal gewonnen.
Schützenhilfe von Trainerkollege Dardai darf Stevens nicht erwarten. In fünf der nächsten sechs Spiele geht es für Hertha gegen direkte Konkurrenten im Abstiegskampf. Hier müssen die entscheidenden Punkte für den Klassenerhalt geholt werden, sonst dürfte es schwer werden. Genau der richtige Augenblick für eine Trendwende also. „Ruhig bleiben und weiterarbeiten“, lautet daher Dardais Devise. Eine für Hertha-Verhältnisse angenehm nüchterne Aussage. JAN TÖLVA