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SPD–Minister: Nachfolge von Brandt jetzt regeln

■ taz–Interviews mit Hermann Heinemann (SPD–Arbeitsminister NRW) und Heide Simonis (MdB) / Forderung nach Rücktritt von Frau Mathiopoulos erneuert

Berlin (dpa/ap/taz) - Die Berufung der parteilosen Griechin Margarita Mathiopoulos durch den Parteivorsitzenden Willy Brandt zur neuen Vorstandssprecherin der SPD bleibt in der Partei weiter heftig umstritten. Es mehren sich Stimmen, die Frau Mathiopoulos dazu drängen, die Berufung durch Brandt nicht anzunehmen. Gleichzeitig geht die Auseinandersetzung innerhalb der SPD um die Führungsqualitäten des Parteivorsitzenden und um die Modalitäten für seinen für 1988 vorgesehenen Rücktritt weiter. Heide Simonis, MdB und Mitglied des Fraktionsvorstandes der SPD erneuerte in einem Interview in der taz ihre Kritik an der Berufung von Frau Mathiopoulos. Pressesprecher der SPD könne nur jemand sein, so Simonis, der wisse, „wie so ein Wesen (die SPD) lebt und funktioniert“. Sollte sich Brandt mit seinem Berufungsvorschlag am Montag in der SPD–Vorstandssitzung jedoch durchsetzen, werde auch sie Frau Mathiopoulos in ihrer Arbeit unterstützen. Demgegenüber erklärte Hermann Heinemann, SPD–Arbeitsminister in NRW, in einem taz–Interview, er könne die Entscheidung Brandts für Frau Mathiopoulos „nicht mittragen“ und verwies auf die negativen Auswirkungen, die die Berufung einer Parteilosen für das Engagement der Parteimitglieder an der Basis haben werde. Von einer Führungsschwäche Willy Brandts wollten beide jedoch nicht ausdrücklich sprechen. Brandt habe sich mit seinem Alleingang „sehr wohl als Herr des Verfahrens“ gezeigt, meinte Frau Simonis, doch sei nun zu fordern, daß er „in allernächster Zeit“ einen „Fahrplan“ für die Abgabe des Vorsitzes an einen Nachfolger vorlege. Heinemann forderte, daß innerhalb der nächsten Wochen von Brandt und den Parteigremien ein Nachfolger benannt werden müsse. In die gleiche Kerbe schlug der SPD–MdB Lennartz. Niemand wolle Brandt absägen, meinte er. „Aber er muß jetzt sagen, wer 1988 sein Nachfolger wird.“ Die Präsidiumsmitglieder Vogel und Rau und auch der SPD– Bundesgeschäftsführer Glotz haben sich inzwischen hinter Brandt gestellt. Glotz meinte, man habe Kritik erwartet, doch daß sie sich so auswirken würde, habe man nicht vermutet. Die Kritiker müßten sich fragen lassen, ob die wichtige, aber doch „mittlere Personalentscheidung“ es wert gewesen sei, daß damit die Debatte um Kohls Regierungserklärung weggedrückt“ worden sei. Kommentar auf Seite 4 Interview mit H. Simonis auf Seite 4 Interview mit H. Heinemann auf Seite 5

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