SPAZIEREN GEHEN : Der Mann in Orange
Dienstags gehe ich spazieren, so richtig viel, kreuz und quer durchs Viertel, links hoch die Straße, rechts wieder runter, ums Eck, überall komme ich hin, an allen Läden vorbei, von denen ich etwas brauche. Da bleibe ich dann stehen und gehe kurz rein, kaufe Essen und Trinken, dicke Socken, auch ein Käffchen gönne ich mir. Ewig im Café bleiben kann ich allerdings nicht, sonst weiß ich nicht mehr wo lang, wenn ich dann wieder rauskomm. Ich lege die Route nicht fest, die ich so laufe am Dienstag, und die Route ist schon voll kompliziert, muss ich mal sagen. So viele Schlaufen und Schlenker mache ich sonst nicht, wenn ich allein bin. Aber jetzt eben bin ich das nicht, allein. Ich bin zu zweit, laufe jemandem hinterher, und diesem jemanden muss ich mich anpassen, sonst ist er weg. Auf mich warten tut der nämlich nicht. Nie tut er das, und das, obwohl ich treuester Anhänger bin, Fan könnte man fast schon sagen. Jede Woche aufs Neue folge ich ihm, dem Mann in Orange.
Der Mann in Orange hat keinen tollen Job, finde ich. Riecht auch nicht gut, das lässt sich nicht leugnen. Ich meine, das, was er macht, ist super, so ist es nicht, aber tauschen möchte ich nicht. Den ganzen Tag schief im Führerhaus sitzen, mit einer Hand steuern, hin zu den Haufen; mit der anderen Hand Saugrohr raushalten und zielen, Hundehaufen befördern, vom Bürgersteig unten nach oben hinter sich in den Tank? Schon super, wie gesagt – Wupp! Kacke weg! – aber nee, ich bleib lieber bei dem, was ich mache: hinterherlaufen nämlich.
Endlich mal sehen, was es so gibt in meinem Kiez! Das seh ich sonst nicht, weil ich vor meine Füße starren muss und die Haufen dort unten, damit ich nicht reintrete in sie. Kackesauger ist super! Nur die Route – die könnte man noch verbessern. Zur Post müsste ich jetzt. Ob ich’s ihm sage, dem Mann in Orange? Vielleicht saugt er mich hin, den Weg frei für mich. JOEY JUSCHKA