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SED–Redner auf SPD–Veranstaltung: Gemeinsam Abrüsten macht stark

Frankfurt (taz) - Erstmals ist ein hochrangiger SED–Funktionär auf einer offiziellen Parteiveranstaltung der SPD aufgetreten. Dr. Manfred Uschner, stellvertretender Abteilungsleiter beim ZK der SED, erläuterte seine friedenspolitischen Vorstellungen am Donnerstagabend vor Mitgliedern des SPD–Unterbezirks Frankfurt. Der SPD–Bundestagsabgeordnete und Abrüstungsexperte Karsten Voigt, der den Abend ermöglicht hatte, sprach von einer Premiere, die in die Geschichte der beiden Parteien eingehen werde. Voigt, der gemeinsam mit Uschner an der SPD–SED–Arbeitsgruppe für eine chemiewaffenfreie Zone in Europa beteiligt war, kündigte an, daß dieser Abend der Auftakt für eine Reihe erweiterter gemeinsamer Veranstaltungen sei. Uschner forderte vor den Sozialdemokraten, daß die beiden deutschen Staaten, „nicht fatalistisch abwarten, was die Großmächte machen“. Er hoffe, daß die SED die Verhandlungen über ein chemiewaffenfreies Mitteleuropa bald auch mit der Bonner Regierung führen könne. Die beiden Parteienvertreter kündigten an, daß die gemeinsame Kommission zur Ausarbeitung eines Konzeptes für einen atomwaffenfreien Korridor in nächster Zeit konkrete Vorschläge vorlegen werde. Voigt und Uschner sind auch an dieser Arbeitsgruppe maßgeblich beteiligt. Die gemeinsame Arbeitsgruppe orientiere sich an den Vorschlägen der Palme–Kommission, die 150 Kilometer tiefe atomwaffenfreie Zonen beiderseits der Grenzen der Bündnissysteme angeregt hatte. ZK– Sprecher Uschner unterstrich, daß die DDR nicht als „Befehlsempfänger Moskaus“ verkannt werden sollte und erklärte: „Es wird Zeit, daß die kleinen Völker sich wehren.“ Auf die Unterdrückung der unabhängigen Friedensbewegung in der DDR angesprochen, sagte Uschner: „Wir sind willens, da lockerer zu werden.“ Michael Miersch

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