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Rumänien: Aufstand der Kumpel

■ Bergarbeiter zünden Regierungssitz an/ Lohnerhöhung und Rücktritt der Regierung gefordert

Bukarest (dpa/ap/afp) — Rund 8.000 mit Schlagstöcken und Eisenstangen bewaffnete Bergarbeiter sind am Mittwoch nachmittag auf das Regierungsgebäude in Bukarest losgestürmt. Sie setzten einen Flügel des Gebäudes mit Molotowcocktails in Brand. Zuvor hatten sie die Sperren der Polizei durchbrochen, die Tränengas gegen die Bergarbeiter einsetzte. Der rumänische Ministerpräsident Petre Roman, der sich im inneren des Gebäudes aufhielt, befahl, „alle Mittel anzuwenden“, um ein Eindringen der Kumpel in das Gebäude zu verhindern.

Die Bergarbeiter sind vor drei Tagen in Streik getreten. Sie fordern den Rücktritt der Regierung Roman, einen Preisstopp sowie mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen. Die Kumpel hatten am Morgen in der 240 km entfernten Stadt Petrosani einen Zug gekapert und die Zugführer zur Fahrt nach Bukarest gezwungen. Zuvor hatten sie den Bahnhof von Petrosani verwüstet. Die Kumpel wollten ein Treffen mit Ministerpräsident Roman erzwingen. Roman hatte sich geweigert, zu Verhandlungen mit den Bergleuten in das Jiu-Kohlerevier zu fahren. Der Versuch der Polizei, den Protestzug zu stoppen scheiterte. Bei einem von den Eisenbahnbehörden erzwungenen Halt in Craiova verwüsteten die Bergarbeiter auch diesen Bahnhof.

Aus Furcht vor Plünderungen wurden am Mittwoch nachmittag in der Umgebung des Bukarester Nordbahnhofs alle Geschäfte verbarrikadiert. In den Straßen patrouillierten mit Schilden und Sturmgewehren ausgerüstete Polizeieinheiten.

Die Regierung hat den Streik der Bergarbeiter für „illegal und ungerechtfertigt“ erklärt. Am Dienstag abend war Roman den meisten Forderungen der Kumpel bereits nachgekommen und hatte eine Lohnerhöhung angekündigt. Sie wird jedoch als unzureichend betrachtet.

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