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Regenbogenflagge in Berlin gehisstWowereit warnt vor Schwulenfeindlichkeit

Der Regierende Bürgermeister warnt vor Homophobie an Schulen. CDU wirft dem Senat Untätigkeit vor. BVG beteiligt sich am Christopher Street Day.

Die Regenbogenfahne, die BVG-Chefin und der Regierende Bürgermeister Bild: dpa

BERLIN dpa | Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hat die große Feindlichkeit gegen Homosexuelle an Schulen in der Hauptstadt kritisiert. Es gehe nicht an, dass "'du schwule Sau' die wohl verbreitetste Beschimpfung auf Schulhöfen ist", sagte Wowereit am Mittwoch beim Hissen der Regenbogenflagge vor dem sogenannten Pride Festival. Mit dem Festival wollen Lesben und Schwule sowie Bi- und Transsexuelle unter anderem auf ihre anhaltende Diskriminierung in der Gesellschaft aufmerksam machen.

Der CDU-Abgeordnete Sascha Steuer nannte die Äußerungen Wowereits ein "Unding". Das Problem sei seit ahren bekannt. Daher habe das Abgeordnetenhaus vor zwei Jahren den Aktionsplan gegen Homophobie beschlossen, von dem bisher "fast nichts" umgesetzt worden sei.

Wowereit, der selbst bekennender Homosexueller ist, rief die Berliner dazu auf, eine Atmosphäre zu schaffen, "in der Minderheiten nicht nur respektiert, sondern auch akzeptiert werden". Er fügte hinzu: "Wir wollen eine Stadt, in der jeder sich entfalten kann, unter der Voraussetzung, dass jeder auch den anderen respektiert."

Das Pride Festival begann am Samstag (28. Mai) und findet seine Höhepunkte mit der Pride Week und dem Christopher Street Day (CSD) am 25. Juni. Während des Festivals sind laut den Organisatoren 200 Partys und Veranstaltungen geplant.

Im vergangenen Jahr war eine Debatte um das Hissen der Regenbogenflagge als Symbol der Homosexuellenbewegung entbrannt. Die Innenverwaltung hatte betont, dass die Fahne vor Rathäusern nur noch am Christopher Street Day selbst gehisst werden dürfe. Kritik daran kam vom Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) und von den Grünen, die darin ein Verbot einer "langjährigen Tradition" sahen.

In diesem Jahr wurde die Regenbogenflagge am U-Bahnhof Nollendorfplatz über der Gedenktafel für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus gehisst. Bisher fand die Zeremonie vor dem Roten Rathaus statt. Als Grund für den Ortswechsel nannte Wowereit die Bauarbeiten vor seinem Amtssitz im Zusammenhang mit dem Ausbau der U-Bahnlinie 5.

Die Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), Sigrid Evelyn Nikutta, sieht das Hissen der Regenbogenflagge an dem U-Bahnhof als Beweis für das große Engagement ihres Unternehmens gegen Homophobie. "Bei uns arbeiten nicht nur Menschen aus 30 Nationen, auch Schwule und Lesben sind seit Jahren vollständig integriert und arbeiten gut und reibungslos zusammen mit ihren heterosexuellen Kollegen", sagte sie. Die BVG will sich laut Nikutta aktiv am Christopher Street Day beteiligen.

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8 Kommentare

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  • I
    idrian

    also bitte, was ist den an 'bekennender homosexualität' jetzt wieder derart schlimm, dass sich die wortpolizei gleich wieder zu worte melden muss?

    mir erscheint das klar und deutlich ein gegensatz zum 'nicht bekennenden schwulen'.. zum 'verkappten homo' oder zur 'schrankschwuchtel'.. wie auch immer man sie nennen möge: es gibt sie ebenso wie den eingangs erwähnten typus. wo ist also das problem leute? wart ihr denn noch nie in nem homo-club ohne studiertes klientel und habt die leute dort tratschen gehört??

     

    viel bedenklicher finde ich, dass wowi, nun, da er allgemein als verfilzter geldverschieber geoutet ist, wieder das homo-thema auspackt, um damit auch den letzten sympathisanten zu mobilisieren. als gäbe es keinen unterschied zwischen einer versnobten charlottenburger schwuchtel und einem hatzIV-homo.. bzw. als wären deren lebenswelten allein durch ihre sexuellen präferenzen auch nur im ansatz miteinander vergleichbar. weit gefehlt! und deshalb ist das thema auch nicht schwulenfeindlichkeit, sondern soziale gerechtigkeit. denn der schicki-mitti-designer wird ob seiner homosexualität bestimmt nicht kritisiert, der einfache proll hat's da schon schwerer..

  • N
    Nick

    Liebe taz,

     

    „bekennender Homosexueller“ geht gar nicht! Bitte Fortbildungsmaßnahmen für alle Redakteure.

  • A
    Alex (2)

    Zitat Paul

    "Wie viele Feindlichkeiten hat das Land?

    - Schwulen-

    - Islam-

    - Frauen-

    - Kinder-

    - Ausländer-Feindlichkeit"

     

    Ich würde ergänzen, dass wir (zumindest punktuell) eine

    - Männerfeindlichkeit

    - Alterfeindlichkeit

    - Religions- und Glaubensfeindlichkeit (allgemein)

    - Bildungsfeindlichkeit

    haben. Ließe sich aber bestimmt auch noch weiter ausbauen ;)

  • T
    Tom

    Wowereit zeichnet sich wieder durch trickreiches agieren aus! Feindbilder kreieren und Ängste schüren, das ist die Politik der Gegenwart.

  • D
    Dennis

    "bekennender Homosexueller" hätte ich der Taz nicht zugetraut. Wieso nicht gleich auch wieder "Lesbierin"?

  • MH
    Michael H

    Dieser Artikel wurde von einem "bekennenden" Heterosexuellen geschrieben.

     

    "Wowereit, der selbst bekennender Homosexueller ist,..."

    So würde es niemals ein schwuler Journalist formulieren.

     

    Siehe: http://www.queer.de/detail.php?article_id=14189

  • P
    Paul

    Wie viele Feindlichkeiten hat das Land?

    - Schwulen-

    - Islam-

    - Frauen-

    - Kinder-

    - Ausländer-Feindlichkeit

    fallen mir spontan ein.

    Ziemlich wenig, finde ich. Deshalb mein Appell:

    Bitte nicht nachlassen im Erfinden neuer Feindlichkeiten.

  • W
    Wolf

    Schwule, auch Lesben haben es stets schwer gehabt und daran wird sich in Zukunft wohl auch nicht viel ändern.

    Sie leben halt in einer anderen sexuellen Welt.

     

    Schwulsein und Lesbentum ist halt wider der Natürlichkeit, weil, wie bekannt,

    sie sich nicht untereinander fortpflanzen können.

     

    Was soll man gegen Schwule oder Lesben haben, nichts,

    es sind halt Menschen die sexuell anders gepolt sind.

    Sie tangieren mich relativ periphär, mit Ausnahme dieser Einlassung.