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Archiv-Artikel

Ratzfatz zu Pfingsten KOMMENTAR VON HEIKE HOLDINGHAUSEN

Papst Benedikt XVI. hat es recht eilig. Überraschend schnell leitet er die Seligsprechung seines Vorgängers ein. Das ist schlau, denn noch sind die Bilder von den Pilgermassen in Rom präsent und der religiöse Schwung, den das Begräbnis des alten und die Wahl des neuen Kirchenoberhauptes entfaltet haben.

 Die Seligsprechung von Johannes Paul II. nutzt seinem Nachfolger, der etwas vom charismatischen Glanz Karol Wojtyłas gut gebrauchen kann. Und auch der katholischen Kirche nutzen Berichte über wundertätige Heilungen des polnischen Papstes. Sie bescheren ihr ein Maß an Öffentlichkeit, das ihren tatsächlichen Einfluss bei weitem überragt – zumindest in Westeuropa.

 Die katholische Kirche, so überkommen die Inhalte ihrer geistlichen Führung sind, versteht den Umgang mit moderner Massenkommunikation. Die Medien ergötzen sich an den gelungenen Inszenierungen auf dem Petersplatz. Und transportieren den weltfremden Wertekanon der katholischen Kirche als eine Art Kollateralschaden gleich mit.

 Dass die katholische Sache daraus langfristig auch im glaubensfernen Westen Kapital schlagen kann, ist dabei keineswegs sicher. Das gelänge ihr, würden mehr als nur einige Hartgesottene die Geschichten vom wunderheilenden Greis wirklich glauben. Wird die Seligsprechung aber als spannende, skurrile Story konsumiert, nutzt das dem Papst wenig. Dann bleibt sie eine gelungene PR-Strategie unter vielen – wie die gut verkaufte königliche Hochzeit oder die Ernennung eines werbewirksamen Unicef-Botschafters.

 Dass der ehemalige oberste Glaubenshüter der katholischen Kirche sich so unter Zeitdruck sieht, ist für Freunde eines säkularen Europa also ein beruhigendes Zeichen. Viel Vertrauen in das katholische Feuer kann der Pontifex nicht haben, wenn er das Eisen Seligsprechung so schnell schmieden will.

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