RUDOLF BALMER ÜBER DIE BEDEUTUNG DER REGIONALWAHLEN IN FRANKREICH : Frauentrio für die Zukunft
Das Bild ist zukunftsweisend: Frankreichs neue Linksunion wird von drei Frauen repräsentiert. Das strahlende Siegertrio der drei Parteichefinnen besteht aus der Sozialistin Martine Aubry, der Grünen Cécile Duflot und der Kommunistin Marie-George Buffet. Und in ihrer regionalen Hochburg Poitou-Charentes ließ sich Ségolène Royal mit ihrem Spitzenergebnis von 61 Prozent als Wahlsiegerin feiern. Sie stellt klare Ansprüche auf eine Revanche gegen Nicolas Sarkozy bei den nächsten Präsidentschaftswahlen.
Die Zeiten des seit fast fünfzig Jahren traditionellen Gespanns aus Sozialisten und Kommunisten, das bei Gelegenheit um die nach links neigenden Grünen ergänzt wurde, sind überholt. Die Grünen haben sich mit zum Teil prominenten Sympathisanten aus verschiedenen Bewegungen zur Liste Europe Ecologie erweitert und sind zu einem ebenbürtigen Partner der Sozialisten geworden. Diese wissen, dass sie ohne diese Liste bei den kommenden Wahlen nicht auskommen werden. Entsprechend müssen sie Umwelt- und Energiefragen neu angehen. Das gilt namentlich für die Zukunft der Atomenergie.
Wenn Frankreichs Linke gemeinsam einen Machtwechsel anstreben will, muss sie nicht nur femininer, sondern auch grüner werden. Das wird nur der Fall sein, wenn die zu einem guten Teil aus lokalen Platzhirschen bestehende Parti Socialiste zu dieser Erneuerung von selbstbewussten, aber nicht überheblichen Partnern angespornt wird. Die Kommunisten dagegen stoppten ihren fast unaufhaltsam scheinenden Niedergang dank der „Linksfront“. Sie sind aber nur die dritte Kraft im Bunde der rosa-grün-roten Koalition. Die Regionalwahlen haben in Frankreich den Antagonismus links-rechts gefestigt. Logischerweise ist dabei der Zentrumsdemokrat François Bayrou bei seinem Balanceakt mit seiner Kleinpartei Mouvement démocrate und seinem Traum von einer Mitte-links-Koalition abgestürzt.
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