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Archiv-Artikel

ROBBEN/RAFINHA IST DAS NEUE ROBBEN/THIAGO Na, dann gute Nacht!

Die rätselhafte Welt des Sports

ACHIM BOGDAHN

Willkommen beim langweiligsten Verein der Welt: Der FC Bayern geht mittlerweile selbst den eigenen Fans auf die Nerven. 43 Fantastilliarden Minuten unbesiegt, ausnahmslos jedes Spiel 4 oder 5 zu null. Und Pep Guardiola höhnt: „Tore schießen is so difficult!“ Immer mehr Eltern legen inzwischen schon Bayern-Spiele auf DVD ein, um ihre Kinder ins Reich der Träume zu befördern, mit einschläfernden Endlos-Ballstaffetten, bei denen Gegenspieler zur Coca-Cola-Kindereskorte degradiert werden.

Beim Heimspiel gegen Schalke 04 sah das genauso aus wie vorher in Hannover oder zum Beispiel beim Pokalspiel in Hamburg in der 49. Spielminute: Robben erobert vorne rechts den Ball, passt zurück auf Rafinha, der auf Lahm, der auf Rafinha, der auf Kroos, der auf Martinez, der auf Dante, der zurück auf Lahm, der nach rechts auf Rafinha, der spielt den Ball zu Martinez, der zu Kroos, der zu Dante, der zu Thiago (Es ist eine Art Fußball-Sudoku mit mathematischem Muster!), der zu Martinez, der zu Lahm, der zu Götze, der wieder zu Rafinha, immer noch hat kein Hamburger Spieler Anstalten gemacht, jemanden anzugreifen oder wenigstens mal höflich am Ärmel zu zupfen und zu sagen: „Entschuldigen Sie, wir sind auch noch da, werden wir noch gebraucht?“

Also rotiert der Ball weiter zu Martinez, dann zu Dante, in die Mitte zu Kroos, dann zu Alaba, dann Thiago, Robben, Thiago, Robben, Thiago (an dieser Stelle droht das Spiel einzufrieren in der Kombi Thiago/Robben, Thiago spürt das instinktiv und gibt ab zu: Lahm, doch dann kommt der Ball postwendend zurück). Also: Thiago gibt wieder ab zu Robben, der zu Rafinha, der zu Robben, der zu Rafinha (Robben/Rafinha ist angeblich das neue Robben/Thiago), Rafinha passt den Ball auf Martinez, der weiter auf Dante, der zu Kroos, der zu Martinez (es gibt ein paar Bayernfans, die sind während dieser Ballstafette von Hamburg heim nach München geflogen, haben dort geschlafen, gemütlich gefrühstückt, das Abitur nachgemacht, die Wohnung gesaugt, die Steuererklärung gemacht, sind dann mit dem Zug nach Hamburg gefahren und haben nichts verpasst, denn noch immer läuft die selbe Ballkombination der Bayern).

Mittlerweile hat Robben den Ball, passt wieder mal zu Thiago, der weiter zu Rafinha, der wieder zu Thiago, der flankt auf Mandzukic und dieser beendet das Tiki-Taka jäh mit einem Schuss, aber völlig unverständlicherweise geht der daneben. 52. Spielminute, das Spielchen beginnt wieder von vorne. Gähn!

Immerhin weiß man inzwischen mehr über die technischen Hintergründe. Nachdem die Torlinientechnologie mit Chip im Ball, Kameras, Radar etc. fortgeschritten ist, testet Sportkonzern Adidas im Moment angeblich eine neue Ball- und Schuhgeneration. In den Ball wird außer dem Chip auch noch ein starker Elektromagnet eingebaut, in die Fußballschuhe (geplanter Markenname: „Dominator“) starke Magnetsohlen. In Verbindung aus Ball und „Dominator“ gelingen auch auf 40 bis 50 Meter Entfernung Pässe, die millimetergenau ankommen, der Ball zirkuliert wie von einer unsichtbaren Schnur gezogen durch die Reihen. In einer ersten Pilotphase durfte bisher nur ein Verein diese neue Technologie anwenden, der FC Bayern nutzt sie seit Saisonbeginn exklusiv und ist bislang auch sehr zufrieden, obwohl Sportdirektor Matthias Sammer schon wieder ein Haar in der Suppe gefunden hat: „Warum haben wir in 29 Spielen dann 10 Gegentreffer kassiert? Völlig unverständlich!“

Kopfballspezialist Mario Mandzukic ist dagegen so begeistert von der neuen Technik, dass er sich einen Elektromagneten in den Kopf hat implantieren lassen (Einziger Nachteil: Sein Handy hat nun Empfangsprobleme und seine Interviews sind auch nicht gerade besser geworden). Um endgültig zur Weltherrschaft zu kommen, eröffnet der FCB bald ein Büro in New York und bietet seine Homepage mittlerweile nicht nur auf Deutsch, Englisch, Chinesisch, Japanisch, Französisch, Isländisch, Keltisch, Gotisch, Esperanto und Althebräisch an, sondern jetzt tatsächlich auch auf Boarisch („Hoampage“). Unter anderem mit der bewegenden „Buidl-Galerie: Mia san de Tschämpions“ und dem Kommentar zu Schweinsteigers Comeback: „So schee scho, dass da Scheef wiada do is.“

Nur über Uli Hoeneß und seinen Steuerprozess steht nix drin. Sackl Zement, zefix, ja lecko mio Thiago. Oder nix!