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Archiv-Artikel

RICHARD ROTHER ÜBER DEN GEPLANTEN GROSSVERSUCH MIT GIGALINERN Die Riesenlaster kommen!

Bald könnte sich auf deutschen Straßen ein neuer Anblick bieten: sogenannte Gigaliner, wie die überschweren und extralangen Lkws genannt werden. Die neue Bundesregierung will sie in einem neuen Feldversuch auf die Straßen lassen. Bislang dürfen Laster hierzulande höchstens 18,75 Meter lang und 40 Tonnen schwer sein. Bis zur 60-Tonnen-Grenze will sie dabei nicht gehen. Doch darunter sind alle möglichen Größen und Gewichte denkbar.

Freuen könnten sich darüber nur deren Hersteller und die Spediteure. Da die Riesenlaster mehr transportieren können, sinken ihre Kosten – durch weniger Fahrten und Fahrer – deutlich. Selbst eine – von der schwarz-gelben Regierung ohnehin nicht geplante – Erhöhung der Lkw-Maut würde die logistischen Vorteile, die die Spediteure durch Riesenlaster hätten, kaum wettmachen. Der besonders umweltschädliche Lkw-Verkehr würde dadurch noch lukrativer, was zulasten von Güterbahnen und Binnenschiffen ginge. Umweltpolitisch ist diese Entscheidung daher fatal.

Für den Verkehr ohnehin – nicht zuletzt, weil die Riesenlaster mit ihren komplizierten Einfädelungs- und Überholmanövern die Autobahnen verstopfen und noch mehr Staus verursachen. Sie stellen auch eine Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer dar. Je länger ein Fahrzeug ist, umso mehr schert es beim Abbiegen aus – und umso schwieriger ist es für den Fahrer, den Überblick zu behalten. Jahr für Jahr verlieren zig Radfahrer ihr Leben, weil sie unter die Räder von Lastern geraten. Wenn die Gigaliner kommen, dürften es noch mehr werden. Außerdem zerstören die Riesenlaster Straßen, Brücken und Bahnübergänge, die ihrem enormen Gewicht nicht gewachsen sind. Zahlen müsste dafür mal wieder die Allgemeinheit.

Wirtschaft + Umwelt SEITE 9