REINER WANDLER ÜBER NEBENSACHEN AUS MADRIDIN SPANIEN HABEN FEUCHTGEBIETE EINE BESONDERE QUALITÄT : Wenn ich ein Vöglein wär
Neulich war in der spanischen Tageszeitung El País die Nachricht zu lesen, dass der Wasserlauf Albufera, das größte Feuchtgebiet Spaniens, mit einer ganz besonderen Wasserqualität aufwarten kann. Insgesamt 14 illegale Drogen konnten die Forscher der Universität Valencia in der ostspanischen Lagune im Wasser ausmachen. Kokain, Ecstasy, Amphetamine, Morphine, Cannabis … Alles, was am Wochenende für teueres Geld in den Discotheken unter der Hand weggeht, bekommen die Wasservögel, die hier auf dem Weg von Europa nach Afrika rasten, kostenlos. „Möcht’ nur fliegen und glücklich sein …“
Die Konzentrationen, vor allem dort, wo Feriensiedlungen die Ufer der Albufera verunzieren, können sich sehen lassen. Bis zu 78,89 Nanogramm Drogen pro Liter konnten festgestellt werden. Sie kommen mit dem Urin in die Abwässer und dann in den See.
Die Untersuchung scheint sehr drastisch zu belegen, dass Spanien Europas Hauptkonsument und Einfallstor für Kokain und Cannabis ist. So zog das Land auf der Iberischen Halbinsel laut Drogenbericht der Vereinten Nationen bereits vor mehreren Jahren mit den USA in Sachen Kokainkonsum gleich. Die Spanier verbrauchen damit vier Mal so viel Kokain pro Kopf wie die restlichen Europäer. Drei Prozent der Bevölkerung zwischen 15 und 65 Jahren sniffen regelmäßig Kokain. Unter den Gymnasiasten sind es mehr als sieben Prozent. Die Drogenmafia ist äußerst erfolgreich. Die spanische Polizei entdeckt nur ein Viertel dessen, was in den USA beschlagnahmt wird.
Die Rückstände im Wasser der Albufera seien „noch immer hochwirksam“, warnen die Forscher der Universität Valencia. Und sie machen sich deshalb Sorgen um die Auswirkungen auf die Fauna in der Albufera. Als sei nicht klar, was Drogen anrichten. Die Vögel, die vom Wasser kosten, erhalten eine ordentliche Dröhnung, weiter nichts. „Hoch über der Erde fliegen, mich in Luft und Sonne wiegen, möcht einfach mal schlüpfen aus der eigenen Haut …“
Auch in Madrid gibt es seit Jahren Drogen frei Haus. In der spanischen Hauptstadt wird so viel gekokst, dass das weiße Pulver in der Atemluft nachweisbar ist. Doch trotz verstärktem Joggen und Radfahren an der frischen Luft konnte ich bisher keine Wirkung feststellen. Vielleicht sollte ich mehr Paella essen. Denn der Reis für Spaniens Nationalgericht wird ebenfalls an der Albufera angebaut. Und Pflanzen nehmen bekanntlich allerlei Rückstände auf.