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Archiv-Artikel

Quote gegen Kinderschwund KOMMENTAR VON HEIDE OESTREICH

Die Weltpremiere eines Gleichstellungsgesetzes für die Privatwirtschaft findet in Norwegen statt. Ab Januar müssen die Vorstände neuer Aktiengesellschaften zu jeweils 40 Prozent aus Frauen und Männern bestehen. Schweden will demnächst nachziehen. Das mag, nach allem, was man gleichstellungspolitisch aus Skandinavien kennt, nicht weiter verwundern. Verstörend dagegen wirkt, dass auch die japanische Regierung im Jahr 2020 ein Drittel aller Chefposten in der Wirtschaft mit Frauen besetzt haben will.

Japan. Gerade noch galten dort die Frauen als die „Blumen am Arbeitsplatz“, die nach der Hochzeit im Haus verschwinden. Die wenigen japanischen Karrierefrauen haben selten eine eigene Familie. Dennoch ist ihr Beispiel wie in so vielen industrialisierten Ländern stilbildend: Immer mehr Frauen wollen lieber eine eigene Karriere, als die Hausangestellte ihrer Familie zu werden. Und da weder die Unternehmen noch die Ehemänner auf diese Veränderung reagieren, ist die Folge: Die Geburtenrate sinkt und sinkt.

Der politische Stil Norwegens ist mit dem Japans kaum zu vergleichen. In Norwegen hat man aus der Not eine Tugend gemacht: Zwar war vor allem der Arbeitskräftemangel in den Siebzigern Motor für die Förderung von Frauen im Beruf. Doch Feministinnen sorgten dafür, dass man dies auch als Schritt zur Geschlechtergerechtigkeit wahrnahm, sodass dieses Ziel schließlich eine Art Selbstläufer wurde. Sie erreichten auch, dass Männer die Zeit mit ihrer Familie als Gewinn ansehen. 70 Prozent der Väter nehmen den „Papamonat“.

Von solchen Vorstellungen ist Japan weit entfernt. Hier gilt die Karrierefrau generell eher als „unjapanisch“. Legitimiert wird ihre Unterstützung nun durch ein ebenfalls nationalistisch gefärbtes Argument: Die Japaner dürfen erstens nicht aussterben und sollen zweitens ihre Produktivkraft durch die „Frauenmobilmachung“ steigern. Beiden Ländern gemeinsam aber ist, dass sie die Zeichen der Zeit erkannt haben und überhaupt handeln, obwohl alle möglichen Gruppen Bedenken tragen. Die Quote ist wie immer eine Krücke und damit hässlich. Aber nur auf einem Bein kann man ohne Krücken auf die Dauer einfach nicht gehen.

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