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Pubertärer Coctail-betr.: "Integration als Führungsaufgabe", taz vom 15.1.90

betr.: Integration als Führungsaufgabe“, taz vom 15.1.90

Gerd Nowakowskis Analyse, daß die Grünen nicht in der Verfassung seien, um - wie es Frau Krieger meines Erachtens in unerträglicher und man muß schon sagen, parteischädigender Art und Weise zu denkbar falschem Anlaß und zu noch ungünstigerem Zeitpunkt (vor sämtlichen Wahlen 1990 in der BRD) getan hat -, dem Wahlvolk von dieser Partei der „bleiernen Schwere“ abzuraten, dies auch angesichts umweltkaputter Ostländer wie Polen, CSSR, DDR und Absorbierungsinteressen des westlichen Kapitals, kann ich als außenstehender Beobachter nur zustimmen. Bei einem Mindestmaß an Vernunft ökologischer Politik und etwas konstruktivem grünen Reformwillen muß man doch erwarten, daß eine Vorstandssprecherin oder auch andere Kräfte dieser Richtung, sich nicht als Serviererin eines grünen Scherbenhaufens im öffentlichen Rampenlicht aufführen, und dies ausgerechnet in einer politischen Situation, in der sich andere Parteien in der BRD, wie etwa die SPD, grüne Programmatik verwurstend bedienen und CDU-Kohl mit gleißenden nationalen Manövern dabei ist, die umweltpolitischen und sozialpolitischen Narben in Landschaft und Volk zu überkleistern.

Laut 'Spiegel'-Interview mit Umweltforscher Lester Brown „verlieren zur Zeit Umweltschützer alle Schlachten, und weltweit verschlechtern sich sämtliche Trends„; und da geht Frau Krieger zum Beispiel daher und rührt in ihrem pubertären Cocktail aus Destrudo und Realitätenschwund.

Sie haben völlig recht, wenn Sie schreiben, „daß Leute doch wohl in höchste Führungsgremien gewählt werden, um trotz inhaltlicher Unterschiede die Gesamtpartei zu repräsentieren, und daß es auf Grundsolidarität ankomme“. Sonst ist meines Erachtens in der Tat das grüne Projekt der grünen-sozial-ökologischen Partei in der BRD gefährdet. Resultat eines solchen „Grabherbeiredungsverhaltens“ a la Krieger ist doch, wie ich wieder im eigenen Umfeld feststellen mußte, daß die Grünen aufgrund solcher überflüssiger Vorkommnisse für so manchen Linken in der BRD nicht als politikfähig und dann auch nicht wählbar erscheinen, obwohl sie eigentlich mit etwas Grundsolidarität aufgrund ihrer Arbeit in dieser gefährdeten Umweltlage europa- und weltweit viel besser dastehen müßten, und dies zu recht.

Hubertus Geisthövel, Freiburg

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