Psychologen-Mangel : Bitte hinten anstellen
Hätte auch nur ein Zehntel der 26.324 Schüler, die in Niedersachsen auf einen Schulpsychologen kommen, ein dringend zu lösendes Problem – der um Rat gebetene Therapeut hätte wohl ein noch größeres. „Bitte hinten anstellen“ oder „Amokläufer zuerst“, müsste er ihnen zurufen.
KOMMENTAR VON UTA GENSICHEN
Das Problem der Schulpsychologen fängt schon mit ihren Aufgaben an. Sie sollen möglichst für alle da sein: die Hochbegabten, die Auffälligen und die Unauffälligen, und natürlich für die Lehrer. Schon jetzt kritisiert der Psychologenverband, dass sich Schultherapeuten öfter um Pädagogen als um Schüler kümmerten. Schwindelerregend hoch wäre die Zahl der zu Betreuenden, rechnete man die Lehrer zu den Schülerzahlen hinzu.
Anstatt die Stellen der Schulpsychologen endlich aufzustocken, halbiert Niedersachsen diese sogar. Und das, obwohl bereits 1974 von Bund und Ländern festgelegt wurde, einem Therapeuten nicht mehr als 5.000 Schüler zuzumuten. Dieses rudimentäre Gebiet der Bildungspolitik ist leider ein sehr schönes Beispiel für die Strategie „zu kurz gedacht“.
Nicht nur, um Schulmassaker zu verhindern, sondern vor allem für die alltägliche Hilfestellung sollten endlich ein Vielfaches mehr Schulpsychologen eingestellt werden. Stadtstaaten wie Bremen und Hamburg machen es vor. Länder wie Dänemark machen es noch besser.