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Protest gegen Devisennachweis für polnische Touristen

Berlin/KÖln (afp/taz) - Der Vorsitzende des Hilfskomitees Solidarität in Deutschland, Andrzej Wirga, hat die Rücknahme des von Bonn verfügten Devisennachweises für Polen bei Besuchen in der Bundesrepublik verlangt. Wie berichtet, fordert Bonn, daß Polen bei ihrer Einreise in die Bundesrepublik künftig 50 Mark pro Tag ihres Aufenthalts nachweisen.

Gegenüber dem Kölner 'Express‘ erklärte Andrzej Wirga, Reisebeschränkungen widersprächen allen Bemühungen um Freizügigkeit in Europa, wie sie gerade die Bundesrepublik immer gefordert habe und wie sie die KSZE-Akte garantiere. Wo bisher der Osten einen eisernen Vorhang oder eine Mauer aufbaute, errichte jetzt die Bundesregierung eine Mauer aus Geld. Die massenweise Auswanderung von Polen könne nur durch eine Verbesserung der Lebensbedingungen in Polen und durch humanitäre Hilfe verhindert werden.

Zuvor hatte auch die polnische Regierung über den Sprecher ihres Außenministeriums, Stanislaw Staniszewski, die Einreiseerschwernisse für Polen kritisiert. Im 'ZDF‘ erklärte Stanislaw Staniszewski, die Regelungen stünden im Widerspruch zu den Beschlüssen der KSZE und dem Geist der guten Zusammenarbeit. Es falle den Polen schwer, diese Politik zu begreifen, denn früher habe die Bundesregierung von Polen eine Liberalisierung der Reisebestimmungen verlangt. Jetzt, wo diese Reiseerleichterungen von polnischer Seite gewährt würden, schaffe die Bonner Regierung „künstliche Hindernisse“, die normalen Touristen das Leben erschwerten.

Auch die Warschauer Tageszeitung 'Zycie Warszawy‘ ('Das Leben Warschau‘) urteilte dagegen: „Die Entscheidung der Bundesregierung trifft mit Sicherheit viele wirkliche Touristen, die es sich nur leisten können, auf möglichst billige Art und Weise - ohne jedoch die Vorschriften des Gastlandes zu verletzen - nach Westdeutschland reisen.“

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