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Proll-Atmo –betr.: „Argumente aus der Steinzeit“, taz-Hamburg vom 12.10.1998

Sehr geehrte Frau Spanner,

Protest gegen Ihren Artikel. Bitte finden Sie eine Möglichkeit, öffentlich klarzumachen, daß ich mit den Herrschaften von der DVU nichts zu tun habe. Der Text weckt die Assoziation, daß ich mit in der braunen Soße schwimme. Fakt ist aber, daß Sie die Schilderung der erschreckenden Szene von Ovationen für den DVU-Mann Kosemund und das Niederbrüllen eines Mahners aus dem Publikum von mir erhalten haben. Ich habe das Thema Braune in unserem Gespräch aufgebracht und Ihnen sehr deutlich zu verstehen gegeben, daß ich diese Partei verabscheue und die braune Soße in Billstedt als eine Bedrohung empfinde. Es ist eine Schädigung meiner Person, wenn Sie dies völlig unterschlagen.

Was den Rest der Story betrifft: Schade. Sie begeben sich auf das Niveau derer, die Sie an den Pranger stellen wollen. (...) Respekt vor Ihrer Recherche – Sie haben zumindest mit mir ein ausführliches Gespräch geführt und sachlich jeden Punkt abgefragt. Aber ich finde kein einziges unserer Argumente zitiert. Sie schreiben, ich hätte gesagt, „würden die Container an der Legienbrücke aufgestellt, würde die Drogenhilfeeinrichtung den Leuten angenehm gemacht“. Das ist nicht korrekt. Korrekt ist, daß ich gesagt habe, die Einrichtung eines Treffpunktes in Form eines Cafés in der geplanten festen Einrichtung sei die Schaffung eines angenehmen Aufenthaltsortes für die Junkies über Stunden, und daß ich befürchte, daß diese Konzentration der Kundschaft den Dealern, die im Park nebenan schon sporadisch tätig sind, in die Hände spielt. Dieses Szenario habe ich allerdings mit gehöriger Vorsicht formuliert.

So wie alles, was unsere Ängste und Argumente betraf, denn sie gründen zum Teil auf Vermutungen – genauso wie die Annahme der Befürworter zu fast allen Auswirkungen einer solchen Einrichtung. Sie allerdings hatten noch nicht genug Proll-Atmo in ihrer Geschichte. Deswegen mußten Sie schreiben, daß ich mich „empöre“.

Stimmt nicht. Über das, wogegen ich in der Initiative eintrete, empöre ich mich nicht. Über Ihr Pamphlet schon.

Kathrin Hille, Initiative Billstedter gegen Drogen

Anm. d. Red: Frau Hille irrt. Wir haben geschrieben, daß die DVU sich die Initiative zunutzen machen will. Mit keinem Wort haben wir behauptet, daß Frau Hille oder die Initiative als solche mit der DVU „was zu tun“ hätten.

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