: Polizei witterte Punker-Entführung durch Skins
■ Rotenburger Wohnung gestürmt: Entführer und Geiseln einträchtig betrunken
Rotenburg/Wümme. Eine vorgetäuschte Geiselnahme hat in der Nacht zum Sonntag die Polizei in Rotenburg/Wümme in Atem gehalten. Beamte des Sondereinsatzkommandos (SEK) stürmten dabei eine Wohnung in Rotenburg, in der sie die vermeintlichen Entführer und ihre Geiseln in trauter Runde und sichtlich angetrunken vorfanden. Wie ein Polizeisprecher am Sonntag mitteilte, wird gegen die sechs vorübergehend Festgenommenen jetzt wegen Vortäuschens einer Straftat ermittelt. Den fünf jungen Männern und einer Frau im Alter zwischen 18 und 28 Jahren sollen auch die Kosten des mehrstündigen Einsatzes von insgesamt 40 Beamten und eines Hubschraubers mit Wärmebildkamera in Rechnung gestellt werden.
„Die Geschichte ist im Nachhinein unglaublich. Aber wir mußten nach den Anrufen und den von uns mitgehörten Telefonaten davon ausgehen, daß wir es tatsächlich mit einer Entführung zu tun hatten“, sagte Polizeioberrat Klaus-Dieter Tietz. Danach sah es so aus, als hätten drei zur rechten Skinhead-Szene zählende junge Leute zwei linke Punks in ihre Gewalt gebracht. Einen weiteren Punk wollten sie angeblich zu einem Treffpunkt in Rotenburg locken. Dort stieß die Polizei auf drei Personen, die mit Schlagstöcken bewaffnet und teilweise vermummt waren. Die drei konnten jedoch flüchten.
Wenig später entschloß sich die Polizei, die Wohnung des mutmaßlichen Anführers der „Entführer“ zu stürmen, während der Hubschrauber das Grundstück ausleuchtete. Als die Beamten in voller Montur eindrangen und sie festnahmen, hätten die sechs jungen Leute einträchtig beisammen gesessen. Wie es zu den Anrufen bei der Polizei kam, war am Sonntag noch nicht aufgeklärt. dpa
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