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Polen: Entscheidung über Abtreibungsverbot vertagt

Warschau (ap/dpa) - Der polnische Senat hat sich noch nicht zur Annahme einer Gesetzesvorlage durchringen können, die ein Verbot von Abtreibungen vorsieht. Nach kontroverser Debatte stimmten die Senatoren am Freitag mit 31 gegen 29 Stimmen bei zwei Enthaltungen für die Weiterleitung der Vorlage an einen Senatsausschuß, der bei der Überarbeitung des Entwurfs Vorschläge zu einer härteren Bestrafung bei Abtreibung berücksichtigen soll. Über die Gesetzesvorlage soll endgültig am 20. September entschieden werden.

Der Entwurf sieht eine Gefängnisstrafe von bis zu drei Jahren für Ärzte vor, die einen illegalen Schwangerschaftsabbruch vornehmen. Eine Bestrafung für Frauen, die ein Kind haben abtreiben lassen, ist nicht geplant. Weitere Änderungsvorschläge sollen wenigstens Ausnahmen zulassen, wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist oder wenn sie vergewaltigt wurde. Im Mai 1989 hatte der Sejm, die erste Kammer des Parlaments, mit 460 gegen 78 Stimmen für eine Gesetzesvorlage votiert, die sowohl Strafen für den behandelnden Arzt als auch für seine Patientin vorsieht.

In Polen wird Schätzungen zufolge jede zweite Schwangerschaft - etwa 600.000 bis eine Million pro Jahr durch Abtreibung beendet. Dies ist auf fehlende Verhütungsmittel und mangelnde Aufklärung zurückzuführen.

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