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Perus neuer Präsident heißt Alberto Fujimori

Der Sohn japanscher Einwanderer Alberto Fujimori bezeichnet sich gern als „Anfänger“ im politischen Geschäft  ■  P O R T R A I T

Lima (dpa/taz) - Noch vor wenigen Wochen genoß Alberto Fujimori vorwiegend in Hochschulkreisen Ansehen - als Spezialist für Kulturpflanzen des Andenhochlandes. In der Öffentlichkeit kannte man ihn seit zwei Jahren schon als Moderator eines politischen Programms des staatlichen Fernsehsenders, in dem alle Schichten zu Wort kamen. Am Sonntag wurde der Einundfünzigjährige zum neuen Präsidenten Perus gewählt.

Als Fujimori sich als Kandidat der von ihm gegründeten Bürgerbewegung „Wende 90“ für das Präsidentenamt bewarb, galt er zunächst als krasser Außenseiter, der zu Veranstaltungen mit den „wichtigsten Kandidaten“ nicht eingeladen wurde. Erst seit dem vergangenen März registrierten die Meinungsforscher einen steilen Aufstieg des parteilosen Fachmannes in der Wählergunst. Und der Agraringenieur, der Haus, Auto und Traktor verkauft hat, um den Wahlkampf zu finanzieren bezeichnet sich selbst gern als politischen Anfänger.

Fujimori wurde am 28. Juli 1938 als Sohn japanischer Einwanderer in Lima geboren. In seinen Wahlspots trat Fujimori mit Kimono und Samurai-Schwert, aber auch als traktorfahrender Kleinbauer auf. Auch seine Frau Susana Higuchi ist japanischer Abstammung und die vier Kinder des Ehepaares haben neben spanischen auch japanische Vornamen.

Dabei hatten sich prominente Sprecher der rund 70.000 Menschen zählenden japanischen Minderheit Perus vor den Wahlen gegen Fujimori und für die unternehmerfreundliche Politik seines Rivalen Llosa ausgesprochen. Doch nach Meinungsumfragen ist Japan das Land, das die in einer tiefen sozialen Krise steckenden Peruaner wegen seiner Wirtschaftserfolge am meisten bewundern. Zwei von vier peruanischen Automobilfabriken gehören japanischen Konzernen. Und Fujimori verheißt den Ausbau der Beziehungen zum „Pazifischen Raum“.

Von 1984 bis 1989 war er Rektor der Nationalen Agraruniversität in Lima und davon die letzten zwei Jahre Präsident der peruanischen Rektorenversammlung.

Der jetzt scheidende sozialdemokratische Präsident Alan Garcia ernannte ihn nach seinem Amtsantritt 1985 für kurze Zeit zum Berater für ein Projekt zur Kultivierung alter Nutzpflanzen der Inka-Indianer.

1988 gründete Fujimori zusammen mit Hochschulangehörigen und kleinen Unternehmern die Bürgerbewegung „Wende 90“, die er erst am 5. Oktober 1989 ins Wahlregister eintragen ließ.

Über 30 Prozent der Mitglieder dieser Bewegung gehören zu protestantischen Kirchen, obwohl Fujimori selbst Katholik ist. Eine intensive Propaganda, „von Haus zu Haus“, die militante Protestanten vor allem in den Armenvierteln und auch auf dem Land für ihn betrieben, hat nach Ansicht von Beobachtern mit zu seinem überraschenden Wahlerfolg beigetragen.

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