Parteiwechsel : Alarm im Herzland
Ein Sozialdemokrat hat seine Partei verlassen und ist in die CDU eingetreten. Ein derartiger politischer U-Turn ist selten und verdeutlicht die Irrfahrt der Sozialdemokratie im Ruhrgebiet. Klaus Herzmanatus, der von den Sozial- zu den Christdemokraten gewechselte Bergmann und Ex-Betriebsrat der Gelsenkirchener Zeche Hugo, ist eine Symbolfigur für den Niedergang der SPD in ihrem alten Stammland. Wie Herzmanatus haben tausende Sozialdemokraten, verbittert über die enttäuschende Regierungsbilanz in Bund und Land, das rote Parteibuch zurückgegeben. Die Genossen reagieren auf das Alarmzeichen aus dem Herzland billig-arrogant und verdammen den Dissidenten. So verhalten sich schlechte Verlierer.
KOMMENTAR VONMARTIN TEIGELER
Der Fall Herzmanatus ist nicht nur ein Lehrstück über die SPD-Krise, über die Entfremdung zwischen alter Arbeiterschaft und ausgelaugtem Kanzlerwahlverein. Der Abgang des Genossen ist auch eine Erfolgsgeschichte der Gelsenkirchener CDU. Oberbürgermeister Oliver Wittke hat nach knapp fünf Jahren im Amt keine berauschende Bilanz vorzuweisen. In Zeiten der Wirtschaftskrise steht die Schalke-Stadt weiter schlecht da. Aber Wittkes Politikstil – Probleme auszudiskutieren, Konflikte auch mit der eigenen Partei zu wagen – hat viele Menschen in der Ex-SPD-Hochburg überzeugt. Selbst den langjährigen Genossen Herzmanatus. Bei der Kommunalwahl im Herbst muss die SPD eine Antwort aufs Wittkes Stil finden, sonst verliert sie nach 1999 erneut.