Paralympics in London: Schrauben vom Sponsor
In einer temporären Werkstatt können sich Sportler im paralympischen Dorf ihre Rollstühle und Prothesen reparieren lassen. Dahinter steckt ein Sponsor.
LONDON taz | Um 7 Uhr morgens geht es los. Da im Londoner paralympischen Dorf öffnet die Prothesen- und Rollstuhl-Werkstatt des den Sponsors Ottobock. Bis 23 Uhr arbeiten 75 Techniker im Zweischichtbetrieb die Reparatur- oder Anpassungswünsche der Sportler ab. Manche Reparaturen sind nach fünf Minuten erledigt, andere dauern bis zu einen Tag lang. Bis zum Ende der Paralympics werden die Fachleute um die 2.000 Aufträge bearbeitet haben.
Meistens geht es um die exakte Anpassung von Prothesen. Wachsen die Muskeln, muss auch die Prothese neu eingestellt werden, damit sie sich perfekt an den Stumpf ansaugen kann. Es werden defekte Teile ausgetauscht, und bisweilen muss ein auseinandergebrochener Rollstuhl neu verschweißt werden.
Die Athleten aus ärmeren Ländern kommen mit ihren Alltagsprothesen in den Workshop, andere lassen sich ihre Racingblades aus Carbon hier einstellen. Verkauft wird nichts auf dem Olympiagelände, versichert Unternehmenssprecher Karsten Ley.
Sport ist für Ottobock (Jahresumsatz etwa 580 Millionen Euro) ein Marketinginstrument. „Wir stellen etwa 150.000 Alltagsprothesen pro Jahr her, aber nur 150 Sportprothesen.“ Die Arbeit in den Workshops soll zur Kundenbindung beitragen und für internationales Prestige sorgen.
Zwei Drittel der Techniker vor Ort sind Freiwillige aus unabhängigen Sanitätshäusern. Ottobock zahlt Unterkunft und Spesen. Die Techniker sind stolz, bei den Paralympics mitarbeiten zu dürfen. Marcus Vogel war schon in Peking dabei. Seine Erfahrungen dort haben ihn dazu bewogen, in seinem Sanitätshaus in Bad Mergentheim bei Würzburg auch Sportprothesen anzubieten – vor allem für Hobbysportler, die mit Blades joggen wollen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag