Panter Workshop Nr. 23: Die TeilnehmerInnen

Viele interessante BewerberInnen gab es, und wir haben unsere 20 für den nächsten Workshop ausgewählt.

Die TeilnehmerInnen Bild: Barbara Dietl

Seit 2009 veranstaltet die taz Panter Stiftung mehrmals im Jahr einen Workshop für NachwuchsjournalistInnen. Unter vielen interessanten Bewerbungen haben wir 20 TeilnehmerInnen ausgewählt, die wir für vier Tage in die taz einladen, um hier mit ihnen eine eigene Ausgabe zum Thema "Gewalt" zu erstellen. Dabei wird ihnen ein Redaktionsteam mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Bei der Auswahl der TeilnehmerInnen wird darauf geachtet, dass eine interdisziplinäre Gruppe mit unterschiedlichen Vorkenntnissen im Journalismus entsteht. JedeR kann sich bewerben. Die je zehn Frauen und Männer pro Workshoptermin sind zwischen 18 und 28 Jahre alt und kommen aus allen Regionen Deutschlands und aus dem Ausland.

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Lovis Leonardo Pape, 21, komme aus Göttingen und studiere nach Auslandsstationen in Ecuador und Oberfranken nun Jura in Berlin. Ich schlage mich gerne mit dem Sinn und Unsinn meines Fachs herum, und engagiere mich in der internationalen Jugendarbeit für den Service Civil International (SCI) in Projekten zu Flucht und Migration. Dazu arbeite ich in der Redaktion der phoenixrunde.

Gewalt wirkt personal und punktuell, ob im Krieg oder auf Demonstrationen. Gleichzeitig lenkt strukturelle Gewalt in all ihren Formen das gesamte Leben. Lassen wir uns in gesellschaftlichen Debatten nicht von ihr vereinnahmen! Dafür setze ich auf den gewaltfreien Zwang des besseren Arguments.

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Salome Berblinger, 20. Ich komme aus der Nähe von Freiburg. Aufgrund meines Studienfaches Journalistik hat es mich nach Dortmund verschlagen. Bei Geschichten ist mir besonders der konstruktive Dreh wichtig. Denn nicht nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten. Gerade bei Themen, die mir am Herzen liegen. Wie beispielsweise Umwelt und Flucht.

Gefühlt ganz Deutschland sitzt am Sonntagabend vor dem Fernseher und zieht sich den Tatort rein. Die Gewalt im Tatort ist fiktional. Was wir in der Tagesschau sehen oder in der Zeitung lesen, leider nicht. Wie kommt es, dass Menschen sich gegenseitig – körperliche oder seelische – Gewalt antun?

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Simon Wörz, 21, in der Oase Tübingen geboren und aufgewachsen. Im schwäbischen Lokalsport erste journalistische Erfahrungen gesammelt. Nun studiere ich seit vier Semestern crossmedialen Journalismus an der Hochschule der Medien in Stuttgart. Trotzdem bin ich der klassischen Schreiberei treu geblieben und Print-Romantiker.

Mit Gewalt assoziiere ich Machtausübung, Zwang und die Hilflosigkeit, einer Situation anders gerecht zu werden. Gewalt ist angsteinflößend und fasziniert auf eine groteske Art und Weise. Eine gänzlich gewaltlose Gesellschaft ist für mich kaum vorstellbar, mehr eine erstrebenswerte Utopie.

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Luise Martha Anter, 21, aus Radeberg bei Dresden. Dort beende ich gerade meinen Bachelor in Politik- und Kommunikationswissenschaft — wenn ich nicht gerade durch Flora und Fauna renne oder schreibe, meist für den Blog „Campusrauschen“. Letzteres am liebsten über (Hochschul-)Politik und gerne für immer.

Der Hass in den Worten, die Hand am Hintern oder das Leid hinter dem Steak: Gewalt ist Alltag. Nicht nur in den Nachrichten, sondern im eigenen Hier und Jetzt. Und das bleibt viel zu oft unausgesprochen. Zeit, das zu ändern.

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Sina Aaron Moslehi, 22, aus Hamburg. Student der Rechtswissenschaft an der Universität Hamburg, strafrechtlicher Schwerpunkt an der Humboldt-Universität zu Berlin. Ich bin Filmemacher; schreibe gelegentlich Texte zu gesellschaftlichen Themen, die mich bewegen; bin Redakteur einer studentischen Fachzeitschrift und habe einen Politikpodcast ins Leben gerufen.

Grundsätzlich unerwünscht und pönalisiert, in den seltensten Fällen als ultima ratio geduldet: Gewalt wird als Normbruch verstanden. Ich habe dennoch das Gefühl, dass sie in unserer Gesellschaft immer salonfähiger wird. Verliert der Konsens über Gewaltfreiheit – falls es ihn denn jemals gab – zunehmend an Bedeutung?

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Lya Cuéllar, 21, in El Salvador geboren und aufgewachsen. Vor 3 Jahren bin ich für das Studium der Politikwissenschaft nach Berlin gezogen. Seitdem habe ich in mehreren Redaktionen über Mittelamerika, Konfliktaufarbeitung und politische Bildung geschrieben. Derzeit arbeite ich an einem crossmedialen Projekt zum Thema sexuelle und reproduktive Rechte.

Gewalt ist in meiner Heimat allgegenwärtig: sie prägt unsere Geschichte, ist Schlagwort jeder Schlagzeile und Routine, der man nicht entfliehen kann. Wer Gewalt bekämpft, darf in erster Linie die Zärtlichkeit nicht verlieren und die Opfer nicht verlassen.

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Jakob Lochner, 23. Ich wohne zurzeit in Leipzig und studiere im Master Physik, meinen Physikbachelor machte ich im schönen Göttingen. Nach der Schule war ich einen Monat lang Praktikant in der c‘t-Redaktion des Heise Verlags in Hannover. Seitdem lässt mich der Journalismus nicht mehr los. Ich versuche immer wieder, etwas davon abzubekommen.

Ich verknüpfe Gewalt in erster Linie mit Nachrichten. Selbstmordanschläge und Krieg, aber auch Gewalt von Demonstrierenden und Polizisten werden dort thematisiert. Der Gewaltbegriff ist aber viel weitreichender. Es gibt zum Beispiel noch verbale Gewalt und Mobbing. Gewalt ist für mich primär negativ.

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Lisa Magdalene Pausch, 23 Jahre, studiert seit 2014 Staatswissenschaften mit dem Schwerpunkt Soziologie in Passau. Schrieb als Schülerin erste Artikel für die Lokalzeitung und mag besonders Print und Radio. Beneidet insgeheim InformatikerInnen um ihren digitalen Werkzeugkoffer. Interessiert sich für Fotografie, Literatur und Lateinamerika.

Vielleicht liegt hinter jedem Gewaltakt ein tief menschliches Bedürfnis vergraben (Anerkennung, Nähe, Identität…). Gewalt kann nach Macht schreien oder nach Befreiung. Sie kommt laut tosend oder still und lächelnd. Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das Gewalt auch in Sprache verpackt.

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Eser Aktay, 25, am Bodensee geboren und aufgewachsen, zum Studium der Medien-und Kommunikationswissenschaft aus der Idylle ausgebrochen und nun zwischenzeitlich wohnhaft in München. Großes Interesse für Kunst & Kultur, Politik und gesamtgesellschaftliche Phänomene.

Gewalt begegnet uns öfter im Alltag als es uns bewusst ist. Sie hat unterschiedliche Erscheinungsformen und hinterlässt ungeahnte Narben. Ein Rückblick in die Geschichte zeigt, dass Gewalt einen zeitlosen Charakter hat – irgendwie erschreckend.

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Elisabeth Pohlgeers, 25. Nach einem Studium der Sozialen Arbeit, in dem ich mich intensiv mit der Thematik „Gewalt gegen Frauen“ beschäftigte, studiere ich nun Peace and Conflict Studies. Entscheidend für das Masterstudium war ein Praktikum bei der türkischen Menschenrechtsorganisation und eine Delegationsreise in die kurdischen Gebiete der Türkei.

Gewalt ist vielfältig in ihrer Erscheinungsform und erstreckt sich von struktureller Gewalt, die oftmals kaum spürbar ist, bis zu den Kriegsschauplätzen der Welt. Als bestimmender Faktor entscheidet Gewalt darüber, wie sehr wir am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können.

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Tammam Daher, 26, aus Homs, Syrien, zurzeit bin ich im Masterstudiengang in Elektrotechnik an der TU Berlin. Nebenbei arbeite ich in Elektromobilität bei Ubitricity. Vorher schloss ich den Bachelor in Ägypten ab. Außerdem bin ich ein Blogger seit 2011 und engagierte imich in Syrien journalistisch und als ein Leiter einer Politischen Gruppe an der Uni. 2012 war ich unter den ersten Journalisten, die für eine Oppositionszeitung schrieben.

Mich interessiert und ich würde gerne diskutieren: wo fängt Gewalt an? Wie entsteht sie? Welchen Einfluss hat Gewalt - gegenüber Kleinkindern - in der Familie? Welche Rolle spielt physische und psychische Gewalt in der Familie, in der Schule, im Berufsalltag "Mobbing", und auch im Internet? Was kann die Gesellschaft, die Politik tun, um die Gewalt abzubauen? Welche Rolle hat die Religion, haben Ideologien auf die Gewaltausübung von Einzelpersonen bzw. von Staaten?"

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Paulina Seelmann, 19. In Würzburg aufgewachsen, lebe ich seit letztem Jahr in München. Das Studium der Politikwissenschaft und Soziologie an der LMU macht mir Spaß, weil es Wissenschaft, Zeitgeschehen und Sprache verbindet. Der Nahost-Konflikt interessiert mich dabei aufgrund seiner Komplexität und des Einflusses von Religion am meisten.

Gewalt begegnet uns in verschiedenen Formen: im Krieg, bei Prügeleien in Diskotheken. Medien führen sie uns täglich vor Augen, ihre Anwendung erscheint manchmal gar verharmlost. Doch für manche ist Gewalt im Alltag oder zu Hause traurige Realität. Das können wir nicht ändern… Oder doch?

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Mohamad Naanaa, 22, aus Syrien. Lebe in Berlin seit 3 Jahren und studiere Recht und Politik an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder). Ich arbeite als freiberuflicher Journalist für verschiedene Medien und schreibe Artikel für das Arabische Magazin in Berlin ( Eed Be Eed ).

Gewalt finde ich ein wichtiges Thema in Deutschland. Manche Leute denken, dass es Gewalt nur in anderen Ländern wie z.B.  in Syrien gibt. In Deutschland gab es fast 3500 Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte in den vergangenen Jahren. Ich habe ein Zitat von Mahatma Gandhi gelesen - Gutes kann niemals aus Lüge und Gewalt entstehen - und ich stimme diesem klar zu.

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Lissalina Alice Marwig, 26. Ich bin im wunderschönen Sankt Peter-Ording aufgewachsen und habe European Studies und International Security in Maastricht, Mailand und Bristol studiert. Ich habe bei verschiedenen Organisationen gearbeitet, engagiere mich für Menschenrechte und habe immer wieder geschrieben, wie zuletzt auf Sizilien, darüber wie es Geflüchteten nach Ihrer Flucht in Europa ergeht.

Gewalt ist extrem komplex, ihre Anwendung verändert jeden Menschen auf eine andere Art und Weise. Den Schaden wieder zu beseitigen, ist ebenso komplex – besonders den seelischen Schmerz. Das wird viel zu schnell vergessen, deswegen sollten wir immer zweimal hinschauen, wer uns gegenüber sitzt.

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Aron Boks, 20 Jahre, ist ein junger Autor und Slam Poet. Nach seinem Abitur zog er nach Berlin, wo er derzeitig lebt. 2016 wurde er Magdeburger Stadtmeister des Poetry Slams, sowie U20 Landesmeister des Landes Sachsen Anhalts. 2017 folgte daraufhin seine erste Textsammlung "Mittwochskind" im Unsichtbar Verlag, sowie die Erzählung "Miese Zeiten" und ein Lyrikheft. Ab Ende November 2017 ist er im Ressort der "taz.am wochenende" als Praktikant tätig.

Gewalt hat viele Gesichter, wie die Köpfe, in denen sie zunächst konzeptioniert wird, die dazu einladen müssen, sich mit ihr zu beschäftigen, um ihre Spuren nachzuvollziehen. Sie zu erforschen ist nicht nur spannend, sondern essentiell wichtig und unsere Pflicht gegenüber der Gesellschaft und uns selbst.

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Anne Höhn, 27, geboren in Freiburg. Dort meine Leidenschaften Kunst und Literatur studiert, bevor es mich zum Master in Kulturjournalismus nach Berlin gezogen hat. Hier arbeite ich als freie Journalistin für den Freitag und Deutsche Welle News und versuche so oft wie möglich für Reportagen loszuziehen. Am liebsten an der Schnittstelle zwischen Kultur und Politik.

Gewalt ist Teil unseres Alltags. Seien es verachtende Tweets von Trump, Misshandlungsvideos auf Youtube oder Bilder von Geflüchteten vor den geschlossenen Grenzen Europäischer Staaten. Wird die Gesellschaft immer gewalttätiger oder liegt es an den Nachrichten, die wir Journalisten verbreiten?

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Simon Raulf, 23. Ich habe in Würzburg Politik und Soziologie studiert und wohne in Leipzig, um von dort aus meinen Politik-Master in Halle zu machen. Als Schwerpunkt setze ich mich mit der extremen Rechten auseinander, halte Vorträge und habe drei Monate für „Belltower.News“ als Praktikant geschrieben.

Die G20-Proteste haben gezeigt, wie unterschiedlich die Wahrnehmung von Gewalt sein kann und welche enormen Auswirkungen sie auf die gesellschaftliche Diskussion hat. Dabei stellt sich immer die Frage nach der Legitimation und Verhältnismäßigkeit. Es herrscht Redebedarf!

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Irene Allerborn, 26 Jahre alt. Ich bin aufgewachsen in Osteuropa und im schönen Ruhrgebiet. Dort habe ich Kulturwissenschaften studiert und war ein halbes Jahr in Istanbul. Neben dem Studium recherchierte ich dort und im Nachbarland Griechenland zum Thema Flucht. Mein Geld verdiene ich mit Lokaljournalismus und der Arbeit bei einer NGO.

Gewalt ist in unserer Gesellschaft omnipräsent und durchzieht diverse Bereiche des Zusammenlebens. Mich interessiert die Resonanz, die sie im Diskurs hervorruft. Denn obwohl Gewalt kollektiv verurteilt wird, gibt es abhängig von den Ausübenden und ihren Motiven oft gesellschaftliches Verständnis dafür.

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Mandy Pohl, 26. In Berlin geboren und aufgewachsen, verschlug es mich 2012 für mein Geschichtsstudium nach Leipzig, wo ich auch erste journalistische Erfahrungen bei einer Lokalzeitung sammeln konnte. Nun pendel ich für meinen Master in Zeitgeschichte seit über einem Jahr zwischen Potsdam, Berlin und Leipzig. Außerdem lese und reise ich gerne und interessiere mich für Fotografie.

Vor wenigen Wochen machte der hashtag "metoo" auf sozialen Netzwerken weltweit die Runde. Hundertausende Frauen und Männer tauschten über Twitter und Co. ihre Erfahrungen mit sexueller Belästigung aus - nur eine Erscheinungsform von Gewalt. Skandale können als Motor für Veränderungen agieren und das können wir nutzen.