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Archiv-Artikel

PRESS-SCHLAG Der Fan der Zukunft

FANKULTUR Bei einem südkoreanischen Baseball-Team sitzen Roboter als Anhänger auf der Tribüne

Rassismus, Diskriminierung, Gewalt: Sportvereine auf der ganzen Welt haben Probleme mit ihren Fans. Auch der Rest der Gesellschaft wird vor und nach sportlichen Begegnungen von akustischen, olfaktorischen und physischen Belästigungen heimgesucht. Das verletzt Gefühle und Menschen.

Aber die Professionalisierung des Sportes schreitet unaufhaltsam voran. Und macht auch vor den Fans nicht halt: Das südkoreanische Baseballteam Hanwha Eagles hat einen Fan-Roboter entwickelt. So kann der „Faktor Mensch“ künftig besser in den Griff gekriegt werden. Drei Reihen miteinander verschweißter Metall-Baseballfans sind in der knapp 13.000 Menschen und Maschinen fassenden Arena der Eagles in Daejeon derzeit zu Gast.

Der sogenannte Fanbot hat fast die Größe und Statur eines Menschen, er kann jubeln, eine LED-Anzeige (statt eines Transparents) hochhalten und die La-Ola-Welle machen. Der Clou: Per Internet kann man den Roboter steuern – und sogar das eigene Antlitz auf den Gesichtsbildschirm des Fanbots hochladen. Auf einem Video der Hanwha Eagles (eagles-fanbot.com) kann man sich das alles angucken. Wer mal keine Lust oder Zeit zu einem Stadionbesuch hat, kann also in Ruhe mittels seines persönlichen Fanbots Anfeuerungsparolen und Herzchenbotschaften ins Stadion transportieren. Eine Freude für alle, die Angst vor Enge und Menschenansammlungen haben. Ist die Stimmung im Stadion mau, können die Fanbots auch synchronisiert werden und Choreografien aufführen – und die übrigen Fans animieren.

Volle Ränge

In Südkorea ist Baseball eine der populärsten Sportarten. Bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney holte das Land Bronze, 2008 in Peking Gold. Die Hanwha Eagles hingegen sind aktuell Tabellenletzter und mussten in den letzten fünf Jahren über 400 Niederlagen einstecken. Innovation tat not, der Fanbot wurde geboren. Auch für Klubs mit wenigen Anhängern bieten die blinkenden Fans eine Möglichkeit, ihr tristes Stadion zu pimpen.

Der Roboter-Fan hat weitere Vorteile: Er kann weder meckern noch tanzen. „Hängt den Schiri ans Brandenburger Tor“, „BVB, Hurensöhne“ und Gaucho-Gekrauche fallen aus. Die Gesellschaft für Roboterfußball hat das Ziel ausgegeben, spätestens 2050 gegen die menschlichen Weltmeister zu gewinnen. Das guckt sich dann ein Stadion voller Robo-Fans an. Die friedliche Zukunft des Sports hat begonnen. PATRICK LOEWENSTEIN